Instanz a. D.

So politisch unkorrekt hat man selten jemanden schimpfen hören in Deutschland. Von der „großen Hure Duden“ ist da die Rede.

Zu einem "billigen Handlanger von Modefuzzis" sei das "einstmals respektierte Nachschlagewerk" verkommen, ätzt der Verein Deutsche Sprache. Das ist starker Tobak - aber es stimmt ja, zum Teil zumindest. Der Duden, das muss man klar sagen, ist auf dem besten Weg, sein über Jahrzehnte erlangtes Ansehen als quasi amtliche Instanz für die deutsche Sprache vollends zu verlieren.

Einerseits tatsächlich durch die viel zu unkritische Übernahme englischer Begriffe, womit die Auszeichnung "Sprachpanscher 2013" begründet wird. Es ist Käse, dass jedes Wort, das irgendein Spacko mal auf einem Schulhof aufgeschnappt und in einem Social Network gepostet hat, ein Jahr später im Duden steht.

Dazu kommt das wild um sich greifende Sowohl-als-auch-Getue. Anders als früher gibt es im Duden oft kein Richtig oder Falsch mehr, sondern nur noch ein beherztes Auch-nicht-Falsch. Natürlich vor allem seit der 1996 begonnenen und grandios in den Sand gesetzten Rechtschreibreform ist unsere Sprache ein Flickenteppich voller Sonderregeln.

Mit einer einheitlichen Rechtschreibung, von der Konrad Duden einst träumte, hat das nicht mehr viel zu tun. Der Duden muss dringend mehr achtgeben (empfohlene Schreibung) oder zumindest mehr Acht geben (alternative Schreibung) auf die deutsche Sprache. Dass die Instanz a. D. den legendären Deppen-Apostroph legalisiert hat und deshalb jetzt Willi's Würstchenbude als echtes Deutsch im Duden steht - das darf uns einfach nicht wurscht sein.

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