In der Ukraine spitzt sich die Lage weiter zu

Kiew/Donezk · Droht der Ostukraine das Schicksal der Krim? Nach einer „Unabhängigkeits-Erklärung“ pro-russischer Kräfte wächst in Kiew, Berlin und Brüssel die Angst, Moskau könne auch nach diesem Gebiet greifen.

Im Ukraine-Konflikt hat sich die Lage gefährlich zugespitzt. Prorussische Kräfte stürmten gestern mehrere öffentliche Gebäude im Osten des Landes. In der russischsprachigen Millionenstadt Donezk riefen die Besatzer der Gebietsverwaltung gestern eine souveräne Volksrepublik aus. Sie kündigten spätestens für den 11. Mai ein Referendum über einen Anschluss an Russland an - nach dem Vorbild der Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die sich Moskau einverleibt hat. Zudem forderten die Protestierer Kremlchef Wladimir Putin auf, "Friedenssoldaten" zu entsenden.

In der zweitgrößten Stadt Charkow erwarteten moskautreue Aktivisten Verstärkung aus anderen Städten, um ein Zeltlager zu organisieren - wie zuletzt bei antirussischen Demonstrationen auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Anders als auf der Krim gibt es in den ostukrainischen Gebieten an der Grenze zu Russland aber nach allgemeiner Einschätzung keine Mehrheit für einen Beitritt zur Russischen Föderation.

In Kiew drohte Interimspräsident Alexander Turtschinow mit einem Anti-Terror-Einsatz gegen die "Separatisten". Er warf Russland in einer emotionalen Rede vor dem Parlament vor, es wolle "die Situation im Staat destabilisieren" und die Ukraine "in Teile reißen". Moskau wies jede Verantwortung zurück. "Genug der Anschuldigungen gegen Russland, das für alle aktuellen Probleme der Ukraine verantwortlich gemacht wird", so das Außenamt in Moskau.

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt über die Lage in der Ostukraine. Das Auswärtige Amt will derweil vorerst keine deutschen Diplomaten mehr auf die Krim reisen lassen, weil dies als völkerrechtliche Anerkennung der Annexion durch Russland verstanden werden könnte. Die EU beobachte die Lage in der Ostukraine "genau und mit Sorge", sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel. Russland erneuerte angesichts der Krise in der Ukraine seine Forderung nach einem föderalen Staat, in dem die Gebiete ein weitgehendes Recht auf Selbstbestimmung haben. >

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