Kramp-Karrenbauer Nachfolge Hohe Messlatte für Tobias Hans

Annegret Kramp-Karrenbauer geht nach Berlin. Tobias Hans soll Ministerpräsident im Saarland werden. Hier ein Kommentar zum Personalkarussell bei der CDU Saar:

Kramp-Karrenbauer Nachfolge: Hohe Messlatte für Tobias Hans
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Messlatte für Tobias Hans liegt hoch. Zwangsläufig wird er künftig an Annegret Kramp-Karrenbauer gemessen. Sie hatte über zehn Jahre Regierungsverantwortung als Ministerin in drei wichtigen Ressorts, bevor sie Ministerpräsidentin wurde. Hans bringt in Spitzenämtern lediglich zweieinhalb Jahre als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag mit. Kramp-Karrenbauer hat nach dem Scheitern der Jamaika-Koalition und auf dem Höhepunkt der Schulz-Euphorie zwei auch bundesweit wichtige Landtagswahlen überraschend hoch für die CDU gewonnen. Hans verlor 2015 die Direktwahl zum Landrat im Landkreis Neunkirchen.

Trotzdem setzt die CDU Saar in der Nachfolgefrage auf den vergleichsweise wenig bekannten Neunkircher. Dies ist – wie der Wechsel von Kramp-Karrenbauer nach Berlin – weniger überraschend, als es gestern viele politische Beobachter eingeordnet haben. Geht es in einer Partei doch immer auch darum, wer hohes Ansehen hat und wem zugetraut wird, künftige Wahlen zu gewinnen. Für Kramp-Karrenbauer sprechen herausragende Ergebnisse auf Bundesparteitagen und die zwei gewonnenen Landtagswahlen. Im Saarland reichte Tobias Hans in der Landespartei schon ein deutlich größerer Rückhalt als Stephan Toscani. Der Finanzminister gilt in der CDU nicht als jemand, der Partei und Wähler mitreißt. Da er aber über Parteigrenzen hinweg großes Vertrauen genießt, soll er folgerichtig Landtagspräsident werden. Auch der populäre und umstrittene Innenminister Klaus Bouillon war keine Alternative. Der 70-Jährige neigt zu leichtfertigen Formulierungen, ist durch den LSVS-Skandal angeschlagen und wäre dem Koalitionspartner nicht zu vermitteln gewesen. Dies ist bei Hans anders.

Kramp-Karrenbauer und Hans gehen hohe persönliche Risiken ein. Beide verlassen sichere Positionen und können in ihren neuen scheitern – aber auch sehr viel gewinnen. Kramp-Karrenbauer muss mehr Attacke lernen, Hans das Führen einer großen Koalition im Saarland. Beide werden bald unter sehr großem Erfolgsdruck stehen.

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