Heftiger Streit um Gen-Mais in der EU

Berlin/Brüssel/Saarbrücken · In Europa kann bald die umstrittene US-Genmais-Sorte 1507 angebaut werden – auch weil Berlin sich in der EU nicht dagegen aussprach. Das Saarland will den Anbau auf seinen Äckern dennoch verhindern.

Der umstrittene Genmais 1507 wird trotz heftigen Widerstands vieler EU-Staaten, deutscher Bundesländer und Teilen der Berliner Regierungskoalition voraussichtlich für den Anbau in Europa zugelassen. Zwar sprachen sich bei einem Treffen der EU-Europaminister gestern in Brüssel 19 der 28 Teilnehmer gegen die Genehmigung aus. Allerdings kam dabei wegen der unterschiedlichen Stimmengewichte der EU-Länder nicht die Zahl für eine Ablehnung zusammen. Dies auch deshalb, weil sich die Bundesregierung nicht auf ein Nein einigen konnte. Nun kann die EU-Kommission die Zulassung erklären.

Der genveränderte Mais der US-Saatgutfirma Dupont Pioneer ist resistent gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel und Mottenlarven. Kritiker sehen beim Anbau Gefahren für Umwelt und Vielfalt der Natur. In Deutschland hatten sich das CSU-geführte Agrar- wie auch das SPD-geführte Wirtschaftsministerium gegen eine EU-Zulassung ausgesprochen, das CDU-geführte Forschungsressort war allerdings dafür. Der Gentechnik-Experte der Grünen, Harald Ebner, griff Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen der Enthaltung an und warf ihr Rücksichtnahme auf die Gen-Lobby und die USA vor.

Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will den Genmais aber trotz EU-Zulassung von deutschen Feldern fernhalten. "Ich hoffe, dass es uns gelingt, mit einer Ausstiegsklausel den Anbau in Deutschland zu verhindern", sagte Friedrich. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD) kündigte an, den CSU-Politiker dabei zu unterstützen. Er wolle sich dafür starkmachen, dass jedes Bundesland selbst entscheiden kann, ob es den Anbau zulässt oder nicht. Das Saarland soll auch in Zukunft "eine gentechnikfreie Anbauregion" bleiben, sagte Jost, der ein "Lavieren der Bundesregierung" für die Brüsseler Entscheidung mitverantwortlich machte. > e, Meinung

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