"Hansa Stavanger" auf dem Weg nach Kenia

Hamburg/Berlin. Der deutsche Frachter "Hansa Stavanger" befindet sich nach der Freilassung durch somalische Piraten auf dem Weg nach Kenia. Begleitet wird das Containerschiff von der Deutschen Marine bis in den Hafen Mombasa. Dort soll der Frachter der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg frühestens morgen ankommen

Hamburg/Berlin. Der deutsche Frachter "Hansa Stavanger" befindet sich nach der Freilassung durch somalische Piraten auf dem Weg nach Kenia. Begleitet wird das Containerschiff von der Deutschen Marine bis in den Hafen Mombasa. Dort soll der Frachter der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg frühestens morgen ankommen. Die "Hansa Stavanger" war am Montagabend nach einer Lösegeldzahlung wieder freigekommen. Medienberichten zufolge erhielten die Seeräuber 2,75 Millionen Dollar. Die Piraten hatten das Schiff vier Monate in ihrer Gewalt. Wie die Bundeswehr mitteilte, begleitet die Fregatte "Brandenburg" das Containerschiff nun im Auftrag des Hauptquartiers der EU-Anti-Piraten-Operation Atalanta nach Kenia.Medizinische Versorgung Kurz nach der Freilassung schickten die Fregatten "Brandenburg" und "Rheinland-Pfalz" bereits Soldaten auf die "Hansa Stavanger", um die Mannschaft medizinisch und mit Lebensmitteln zu versorgen. An Bord wurden den Angaben nach aber größere Mengen Patronenhülsen und Blindgänger gefunden. Feldjäger sollten die Spuren sichern. Die Bundeswehr hat die rund 400 Seemeilen östlich von Mombasa gekaperte "Hansa Stavanger" nach eigenen Angaben seit Beginn der Entführung am 4. April permanent mit mindestens einem Schiff und einem Seefernaufklärer der Marine beschattet. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) rechnet derweil frühestens morgen mit der Ankunft des Schiffes im Hafen von Mombasa. VDR-Sprecher Max Johns sagte, die Ankunft könne sich auch auf Freitag verschieben. Das hänge von der Geschwindigkeit des Schiffes ab, dass maximal 20 Knoten fahren könne. Der Grund dafür ist laut Johns, dass die "Hansa Stavanger" durch ihre monatelange Liegezeit vor der somalischen Küste überraschend stark mit Muscheln bewachsen ist. Johns zufolge sind alle 24 Besatzungsmitglieder an Bord. Die "Hansa Stavanger" war Anfang April mit einer Ladung von 542 Containern auf dem Weg von Jebel Ali (Persischer Golf) nach Mombasa gewesen. Zuletzt ging das gekaperte 20 000-Tonnen-Schiff vor der somalischen Hafenstadt Harardhere vor Anker. Unter den Besatzungsmitgliedern sind fünf Deutsche, darunter der Kapitän und der Nautische Offizier. Zur Mannschaft gehören ferner drei Russen, zwei Ukrainer, zwei Philippinos und zwölf Bürger des Inselstaats Tuvalu. Nach ihrer Ankunft in Kenia sollen die Seeleute noch einmal medizinisch betreut und anschließend schnellstmöglich in ihre Heimatländer geflogen werden. Welche Konsequenzen der VDR aus der Entführung ziehen wird, will der Verband nach der Rückkehr des Schiffes klären. Die Hamburger Reederei erwartet, dass ihr Containerschiff "Hansa Stavanger" im Hafen von Mombasa wegen polizeilichen Ermittlungen beschlagnahmt wird. Meinung

Verschlossene Augen

Von SZ-RedakteurinIris Neu Eine Reederei bemüht sich um Rechtfertigung wegen monatelanger Verhandlungen um die Freilassung ihrer Crew aus Piratenhänden. Die Gesprächspartner seien völlig unzuverlässig, skrupellose Kriminelle. Des Wahlkampfs geistesgegenwärtig bezichtigt die Opposition unverzüglich die Bundesregierung eines chaotischen Krisenmanagements. Gewiss: Schuldige lassen sich auch in diesem Fall flott ausmachen. Die Zeit dafür aber wäre besser angelegt, sich über international koordinierte Strategien im Kampf gegen die Piraterie intensiver als bisher den Kopf zu zerbrechen. Denn trotz aller Anti-Piraten-Einsätze hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Freibeuterei ein lohnendes Geschäft ist - für Menschen allemal, die nichts zu verlieren haben, weil sie in einem desolaten Land leben, das im Chaos versinkt. Solange aber die Welt vor dem seit 1991 herrschenden unbarmherzigen Bürgerkrieg in Somalia weiter die Augen verschließt, wird sich das Piraten-Problem im Golf von Aden sicherlich kaum lösen lassen.

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