Größte Übung seit Kaltem Krieg Nato-Manöver sendet klare Botschaft an Moskau

Brüssel/Oslo · Rund 50 000 Soldaten, 10 000 Fahrzeuge sowie Dutzende Kampfflugzeuge und Schiffe: Die Nato beginnt am kommenden Donnerstag das größte Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges. In Norwegen wird dann bis in den November hinein erstmals seit langem wieder groß für den sogenannten Bündnisfall trainiert.

Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten gemeinsam Beistand leisten.

Die Bundeswehr stellt neben schweren Kampfpanzern, Jagdflugzeugen und Hunderten anderen Fahrzeugen rund 10 000 Soldaten und ist damit zweitstärkste Nation bei der Übung. In der ersten Runde des Manövers werden nach Bündnisangaben von Ländern wie Deutschland, Italien und Großbritannien gebildete „südliche Kräfte“ einen Angriff von „nördlichen Kräften“ abwehren. Letztere sollen unter anderem aus Truppen der USA, Kanadas und Norwegens bestehen. In der zweiten Runde sieht das Szenario dann einen Gegenangriff der „südlichen Kräfte“ vor.

Bei dem Manöver geht es nach Nato-Angaben darum zu zeigen, dass man in der Lage sei, schnell Kräfte innerhalb des Bündnisgebiets zu verlegen, und dass die Soldaten aus den unterschiedlichen Nationen in einer Gefechtssituation problemlos zusammenarbeiten können.

„Trident Juncture wird die klare Botschaft aussenden, dass wir bereit sind, alle Bündnispartner gegen jegliche Gefahr zu verteidigen“, so Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Um glaubhaft abschrecken zu können, müsse man die Stärke des Bündnisses zeigen.

Dass sich diese Botschaft vorrangig an Russland richtet, ist klar – auch wenn die politisch Verantwortlichen es selten explizit aussprechen. Für den sogenannten Bündnisfall war nach dem Ende des Kalten Krieges kaum noch intensiv geübt worden. Dann kam allerdings das Jahr 2014, in dem Russland sich die ukrainische Halbinsel Krim einverleibte und massiv mit der Unterstützung prorussischer Separatisten in der Ukraine begann.

Seitdem drängen vor allem östliche Bündnispartner wie die an Russland grenzenden baltischen Staaten darauf, sich wieder besser für den Bündnisfall zu wappnen. Nach den Ereignissen in der Ukraine könne nicht mehr ausgeschlossen werden, dass Russland auch in einem Nato-Land für Unfrieden oder sogar Krieg sorgen könnte.

Russland sieht die Lage dagegen genau andersherum. Das geplante Nato-Manöver trage zur Destabilisierung in der Region bei, erklärte jüngst Außenamtssprecherin Maria Sacharowa. Ohne Details zu nennen, kündigte sie zudem an, dass Russland „die notwendigen Maßnahmen“ ergreifen werde, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.

Unterstützung für diese Aussagen Moskaus kommt von der Linksfraktion im Bundestag. „Solches Säbelrasseln lässt die Situation in Europa weiter eskalieren“, kommentiert der verteidigungspolitische Sprecher Tobias Pflüger.

Bei der Nato und in der Bundeswehr wird hingegen darauf verwiesen, dass auch Russland zuletzt wieder intensiv für großformatige Konflikte trainiert hatte. An dem jüngsten Großmanöver Wostok (Osten) sollen nach Angaben aus Moskau knapp 300 000 Soldaten teilgenommen haben. Die Übung sei enorm groß gewesen, selbst wenn die Zahl vermutlich völlig übertrieben sei, heißt es in Brüssel.

In der Bundeswehr wird zudem auf das Vorsorgeprinzip verwiesen. „Wir schaffen ja auch nicht die Feuerwehr ab, nur weil es gerade nicht brennt“, heißt es dort. Wer im Krisenfall fit sein wolle, müsse dafür auch trainieren.

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