Gewalt gegen Zugpersonal in Region nimmt massiv zu

Saarbrücken/Neustadt · Der Betriebsrat der DB Regio Südwest und Gewerkschaftsvertreter schlagen Alarm: Bewaffnete Schwarzfahrer greifen Kontrollpersonal in Nahverkehrszügen an und gefährden damit auch Fahrgäste.

Die Übergriffe auf Kontrollpersonal in Zügen der Deutschen Bahn (DB), Regio Südwest, werden immer dreister und brutaler. Ralf Damde, Betriebsratschef und Landesvorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), verweist vor einem für heute angesetzten Krisentreffen im saarländischen Verkehrsministerium darauf, dass verstärkt Waffen gegen Zugbegleiter und Kontrolleure zum Einsatz kommen.

Er nannte beispielhaft zwei gravierende Vorfälle, die beide auf Anfrage unserer Zeitung von Sprechern der Bundespolizei bestätigt wurden. Demnach wurde am zweiten Adventsonntag in einer S-Bahn von Neustadt nach Kaiserslautern ein Bahnangestellter, der von drei Männern in der ersten Klasse die Fahrausweise kontrollieren wollte, mit einer "schwarzen Pistole" bedroht. Ein Fahrgast habe die Waffe aus seiner Lederjacke gezogen, dem schockierten Mitarbeiter auf die Brust gezielt und gesagt: "Hinsetzen, das ist unsere Fahrkarte!" Die Gruppe sei dann im rheinland-pfälzischen Neidenfels ausgestiegen. Eine Fahndung der Bundespolizei blieb bislang ergebnislos.

Zugausfälle möglich

Ermittelt wurde dagegen ein polizeibekannter Russe. Er bedrohte am 22. November nachmittags in einer Regionalbahn am Haltepunkt Schiffweiler einen Zugbegleiter , der ihn ohne Fahrkarte ertappt hatte, mit einem 30 Zentimeter langen Messer. Der Mann wurde in Neunkirchen von Bundespolizisten mit der Waffe gestellt.

Nach Angaben des Betriebsrates der DB Regio Südwest und der EVG werden monatlich mehr als 100 Vorfälle und Angriffe auf Zugpersonal gezählt. Damde: "Unsere Kollegen werden beleidigt, bedroht, bespuckt und geschlagen. Akute Verletzungen sind keine Ausnahmen mehr." Die Personalvertreter fordern von Andreas Schilling, Chef der DB Regio Südwest, "ein tragfähiges Sicherheitskonzept." Sollte dieses nicht kurzfristig vorgelegt werden, behalte sich der Betriebsrat vor, die Zustimmung zu Schicht- und Einsatzplänen zu verweigern, wodurch Züge ausfallen könnten.

Auf Drängen der Gewerkschaft hat das Wirtschaftsministerium heute auf Arbeitsebene zu einem runden Tisch "Sicherheit im saarländischen Nahverkehr" geladen. Damde: "Das Anbringen von Videokameras reicht nicht aus. Wir fordern mehr Polizei-Präsenz in und am Zug."

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