Interview GdP-Chef Malchow: „Das Strafmaß muss höher sein“

Berlin · Auch wenn es dazu keine bundesweite Statistik gibt, laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Zahl der Messerangriffe in Deutschland deutlich zugenommen. Das würden die Beamten von ihren Einsätzen berichten, sagt GdP-Chef Oliver Malchow.

Herr Malchow, Berichte über Messerattacken häufen sich. Gibt es tatsächlich eine Zunahme?

MALCHOW Unsere Kollegen schildern uns, dass es gefühlt eine Zunahme gibt. Eine bundesweite Erhebung dazu liegt aber nicht vor. Deswegen fordern wir, Angriffe mit Messern in der Statistik zu erfassen.

Aber eine bloße Erfassung verhindert keine Taten.

MALCHOW Das stimmt. Aber eine Verschärfung des Waffenrechts, die manch einer ins Gespräch gebracht hat, bringt auch nichts. Denn Messer stehen in jedem Haushalt zur Verfügung – vom Brotmesser bis zum Teppichmesser. Wo will man da anfangen und aufhören?

Was schlagen Sie vor?

MALCHOW Der Angriff mit Messern muss bei Gerichtsverhandlungen anders bewertet werden, und zwar nicht mehr als schwere Körperverletzung, sondern eher im Bereich des Totschlags. Wer jemanden mit einem Messer attackiert, nimmt schließlich billigend in Kauf, dass das Opfer stirbt. Es muss klarer werden, wie gefährlich ein solcher Angriff ist. Entsprechend muss das Strafmaß dann auch höher ausfallen. Davon versprechen wir uns eine abschreckende Wirkung.

Zücken vor allem Jugendliche immer öfter ein Messer?

MALCHOW Es sind natürlich jüngere Täter, aber nicht unbedingt nur Jugendliche. Auch kann ich nicht bestätigen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche Messer mit in die Schule nehmen. Das ist eher die Ausnahme. Was wir feststellen ist, dass auch bei häuslicher Gewalt öfter zum Messer gegriffen wird.

Gibt es einen Anstieg bei den ausländischen Tätern?

MALCHOW Das kann man so nicht sagen. Ich hab dazu keine Erkenntnisse. Grundsätzlich beobachten wir, dass das Aggressionspotential bei Jugendlichen insgesamt größer geworden ist.

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