Gabriel tritt als SPD-Chef zurück – Schulz soll Kanzlerkandidat werden

Berlin/Saarbrücken · Mit Martin Schulz an der Spitze will die SPD Angela Merkel aus dem Kanzleramt verdrängen. Noch-Parteichef Sigmar Gabriel hat gestern überraschend auf die Kanzlerkandidatur verzichtet. Die Saar-SPD applaudiert.

Dem EU-Politiker Martin Schulz (links) hat Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (rechts) sowohl die Kanzlerkandidatur als auch die Parteispitze überlassen. Gabriel selbst will nun den künftigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Außenminister beerben. Foto: dpa

Dem EU-Politiker Martin Schulz (links) hat Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (rechts) sowohl die Kanzlerkandidatur als auch die Parteispitze überlassen. Gabriel selbst will nun den künftigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Außenminister beerben. Foto: dpa

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SPD-Chef Sigmar Gabriel verzichtet überraschend auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur - nun soll der bisherige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) herausfordern. "Wenn ich jetzt anträte, würde ich scheitern - und mit mir die SPD ", begründete Gabriel im Magazin "Stern" seinen Rückzug. Der 61-jährige Schulz, der auch neuer Parteichef werden soll, habe "die eindeutig besseren Wahlchancen". Der aktuelle Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel will Außenminister werden. Der bisherige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (61, SPD ) tritt am 12. Februar bei der Bundespräsidentenwahl als Kandidat der großen Koalition an - seine Wahl gilt als sicher. Als neue Wirtschaftsministerin soll Gabriels bisherige Staatssekretärin und Ex-Justizminiserin Brigitte Zypries (63) heute der Bundestagsfraktion vorgestellt werden. Der 57-jährige Gabriel ist seit 2009 SPD-Chef.

Schulz war seit 1994 im Europaparlament und zuletzt dessen Präsident. Er machte der SPD gestern Hoffnung auf einen Sieg bei der Bundestagswahl: "Die SPD hat den Führungsanspruch in diesem Land", sagte er in Berlin. Das SPD-Präsidium beschloss gestern Abend einstimmig, Schulz zum Kanzlerkandidaten und neuen Parteichef zu machen. Ein außerordentlicher Bundesparteitag soll dies Anfang März beschließen, hieß es.

Führende Parteifreunde äußerten Respekt für Gabriels Verzicht. Der linke SPD-Flügel signalisierte Schulz volle Unterstützung. Bei der saarländischen SPD stieß die Entwicklung der Bundes-SPD auf großes Wohlwollen. Landesvize und Landtags-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger lobte, Gabriel stelle "das Wohl der Partei über seine persönliche Karriere". Martin Schulz "hat das Zeug zum Kanzler", so Rehlinger. Dass er "halber Saarländer" sei, müsse "für unser Land ganz sicher kein Nachteil sein", sagte Rehlinger mit Blick auf Schulz' Vater, der in Elversberg aufwuchs. Der saarländische EU-Abgeordnete Jo Leinen (SPD ) nannte Schulz "die richtige Antwort auf den wachsenden Populismus in Deutschland". Die Saar-Jusos erklärten, niemand sei "glaubwürdiger, authentischer und menschlicher" als Schulz. > e, : Meinung

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