Merz Er ist trotz schwerer Fehler immer stärker geworden

Berlin · Friedrich Merz bedient konservative Sehnsüchte.

 Friedrich Merz hat sehr mächtige Unterstützer – allen voran Wolfgang Schäuble.

Friedrich Merz hat sehr mächtige Unterstützer – allen voran Wolfgang Schäuble.

Foto: picture alliance/dpa/dpa Picture-Alliance / Wolfgang Kumm

Friedrich Merz hat seit dem Start des Bewerberrennens als einziger der drei wirklich schwere Fehler gemacht – und seine Kandidatur gleichzeitig trotzdem stabilisieren können. Dieses Paradoxon lässt sich nur damit erklären, dass seine Anhänger ihm sehr viel durchgehen lassen, weil sie ihn als Hoffnungsträger sehen. Merz ist eine Projektionsfläche, vor allem für die konservativen Sehnsüchte in der Union.

Dass er nur zögernd sein Millioneneinkommen zugab und sich dann auch noch als „gehobene Mittelschicht“ einordnete, zog dem 63-jährigen Rechtsanwalt und Selfmade-Manager den Spott zu. Es war zudem einigermaßen unprofessionell und wies auf seine lange Auszeit von der Politik hin, dass er sich auf diese Frage offenbar nicht vorbereitet hatte. Innerparteilich ist seine Einkommensklasse aber weniger problematisch. Hier hat man allerdings Angst, dass in den vielen Wirtschaftsaktivitäten der letzten 14 Jahre Skandale lauern könnten.

Merz gilt nicht gerade als Teamplayer; seine Versuche, sich auf den Regionalkonferenzen als solcher zu stilisieren, wirkten sehr gekünstelt. In der CDU fürchten auch nach den acht Auftritten viele, mit ihm als Parteichef werde der erreichte Stand der parteiinternen Mitbestimmung noch unter das Niveau bei Merkel fallen. Als Beispiel gilt sein kurzzeitiger Vorstoß gegen das Asylrecht, angeblich ein Missverständnis. Oder sein Vorschlag, die private Altersversorgung über eine steuerliche Besserstellung von Aktienbesitz zu stärken, der bei den Sozialpolitikern nicht gerade gut ankam. Das alles erinnerte zudem an den alten neoliberalen Merz aus der Jahrtausendwende. Nicht beseitigen konnte Merz zudem die Angst, dass eine Arbeitsteilung zwischen ihm als Parteichef und Kanzlerin Merkel nicht lange funktionieren werde. Neuwahlen aber wollen zum Beispiel viele CDU-Bundestagsabgeordnete um jeden Preis vermeiden. Und von denen sind etliche Delegierte.

Andererseits hat Merz mächtige Unterstützer. Allen voran Wolfgang Schäuble, den populären Wolfgang Bosbach und EU-Kommissar Günther Oettinger. Außerdem war der Sauerländer bei den Regionalkonferenzen der einzige, der die Säle wirklich packen konnte. Er ist eine Mischung aus Klartextredner und Macher, vor allem in der Migrationsfrage. Ein Mann mit Charisma, Erfahrung und Autorität. Das begeisterte viele. Und er verspricht aus Sicht vieler Parteimitglieder am glaubhaftesten, die AfD wieder klein zu kriegen.

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