Flüchtlingswelle ebbt auch im Saarland ab

Saarbrücken · Das Saarland verzeichnet deutlich weniger Flüchtlinge als in den vergangenen Monaten. Dennoch fordern die Landräte deutlich mehr Geld vom Bund. Und sie warnen vor Parallelgesellschaften.

Die Grenzschließungen auf der Balkanroute haben auch im Saarland die Zahl der Flüchtlinge deutlich zurückgehen lassen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden in der Landesaufnahmestelle Lebach seit Monatsbeginn bis zum 24. Februar 615 Menschen aufgenommen. Damit deutet sich für den Gesamtmonat ein deutlicher Rückgang an. Im Januar waren 1382 Menschen ins Saarland gekommen, im November sogar 2360. Allerdings ist die aktuelle Zahl immer noch deutlich höher als der Februar-Wert 2015, der bei 485 lag. In der Landesaufnahmestelle leben derzeit 1200 Menschen - im Herbst waren es bis zu 4000.

Angesichts der jüngsten Entwicklung rät der Regionalverband Saarbrücken seinen Kommunen, vorerst keine Mietverträge zur Unterbringung von Flüchtlingen mehr abzuschließen. Einige Gemeinden meldeten inzwischen Leerstände, da sie Wohnungen in der Erwartung angemietet hätten, dass der Zustrom in der bisher bekannten Größenordnung weitergehe, heißt es in einer internen E-Mail. Das Innenministerium ermahnte die Bürgermeister jedoch, bei der Suche nach Wohnraum nicht nachzulassen, um auf einen Anstieg der Flüchtlingszahlen vorbereitet zu sein.

Der Landkreistag bezifferte die Kosten von Land, Kreisen und Kommunen für Aufnahme und Integration von 10 000 Flüchtlingen mit 210 Millionen Euro. Die tatsächlichen Kosten lägen aber höher, da im vorigen Jahr 13 800 Menschen im Saarland aufgenommen wurden und 2016 erneut 13 000 erwartet werden. Der Chef des Landkreistags, Patrik Lauer (SPD ), forderte mehr Geld vom Bund. Die schwarze Null sei einen "Riesenfehler, den wir an anderer Stelle sehr, sehr teuer bezahlen werden", sagte er. Lauer warnte vor dem Entstehen von Parallelgesellschaften, wenn nicht mehr Geld für Integration fließe.

Bundesweit fühlen sich nach einer ARD-Umfrage nur sechs Prozent der Kommunen wegen der Flüchtlingszahlen überfordert. Jede Zweite kommt demnach mit der Zahl der Flüchtlinge klar. 16 Prozent könnten nach eigener Einschätzung sogar mehr aufnehmen.

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