Fifa-Chef Blatter lehnt Rücktritt ab

Zürich · Nach schweren Korruptionsvorwürfen und Festnahmen von Top-Funktionären steht der Fußballverband Fifa weltweit am Pranger. Präsident Blatter bleibt ungerührt: Er will sich heute wiederwählen lassen – und hat beste Chancen.

Der weltweit kritisierte Fifa-Chef Sepp Blatter kann sich nach den turbulentesten Stunden seiner Präsidentschaft auf eine fünfte Amtszeit einrichten. Trotz des jüngsten Korruptions-Skandals beim Fußball-Weltver band ist die für heute geplante Kür des 79-Jährigen wieder hoch wahrscheinlich. Grund: Der europäische Verband Uefa wird der Wahl entgegen ersten Überlegungen nicht fernbleiben. "Boykott ist keine Lösung, es ist noch nie eine gewesen", sagte der Präsident der Deutschen Fußball-Liga, Reinhard Rauball .

Blatter war am Morgen von Uefa-Boss Michel Platini zum Rücktritt aufgefordert worden. Der Schweizer habe dies jedoch abgelehnt, hieß es nach dem Vier-Augen-Gespräch. Bei der Eröffnung des Fifa-Kongresses in Zürich räumte Blatter allerdings Fehler ein. Der Verband habe Vertrauen verspielt und es sei nicht leicht, dieses zurückzugewinnen. Persönliche Verantwortung wies der Fifa-Chef von sich: "Wir können nicht jeden überwachen", sagte er. Blatter rechnet zudem mit einer Ausweitung des Skandals. Er sei sicher, dass "weitere schlechte Nachrichten" folgen werden, so der Verbandschef.

Heute will er sich wie geplant erneut zum Präsidenten wählen lassen. Die mehrheitlich gegen Blatter eingestellte Uefa will bei der Abstimmung den einzigen Gegenkandidaten stärken, den jordanischen Prinzen Ali bin al-Hussein. "Genug ist genug: Wir wollen diesen Fifa-Präsidenten nicht mehr haben", sagte Uefa-Chef Platini. Ein geschlossenes Votum der Europäer wird jedoch nicht zustande kommen. Weil etwa die Kontinentalverbände aus Asien und Afrika weiter an Blatters Seite stehen, dürfte dem Schweizer die notwendige Mehrheit von 105 Delegiertenstimmen sicher sein.

Für den Fall eines Blatter-Sieges baute die Uefa eine bislang nicht gekannte Drohkulisse auf. Sogar einen WM-Verzicht aller Europäer schloss Platini nicht aus. Bei einer Sondersitzung nächste Woche werde man "alle Möglichkeiten ins Auge fassen", erklärte er.

Derweil bekommt die Fifa auch Druck von ihren Sponsoren. Das Kreditkarten-Unternehmen Visa forderte ebenso wie der Autobauer Hyundai und der Sportartikel-Hersteller Adidas sofortige Maßnahmen für Transparenz und Demokratie des Verbands. > e, Meinung

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