Ex-Minister Glos rechnet mit Merkel ab

Berlin/München. Nach seinem Rücktritt hat Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, Fotos: ddp) abgerechnet. Die CDU-Chefin habe ihn in der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht eingebunden und mehr auf SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gehört, beklagte sich Glos in einer Sitzung der CSU-Landesgruppe in Berlin nach Teilnehmerangaben

Berlin/München. Nach seinem Rücktritt hat Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, Fotos: ddp) abgerechnet. Die CDU-Chefin habe ihn in der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht eingebunden und mehr auf SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gehört, beklagte sich Glos in einer Sitzung der CSU-Landesgruppe in Berlin nach Teilnehmerangaben. Nach Informationen mehrerer Zeitungen sagte Glos am Montagabend wörtlich über Merkel: "Sie hat immer geglaubt, ich hätte von vielen Dingen keine Ahnung. Stattdessen hängt sie an den Lippen von Finanzminister Steinbrück, der sich jeden Satz aufschreiben lassen muss." Merkel habe in der Union Zweifel an seiner Eignung als Wirtschaftsminister genährt und ihn "bewusst missachtet". Vor allem in der CDU sei der Eindruck vermittelt worden, "er sei zu dumm, einen Vermerk zu lesen". Das Bundeswirtschaftsministerium wies diese Darstellung zurück. Dagegen berichtete "Spiegel-Online" gestern, Glos fühle sich als "Mobbing-Opfer". Glos äußerte auch scharfe Kritik an CSU-Chef Horst Seehofer. Nach Angaben der "Leipziger Volkszeitung" sagte er bereits am Freitag in Koblenz, er lasse sich von Seehofer "nicht mehr herumkommandieren" und beklagte sich über dessen autoritären Führungsstil.Glos hatte am Samstag seinen Rücktritts-Wunsch in einem Schreiben an Seehofer geäußert. Dieser entsprach diesem nach längerem Zögern und präsentierte am Montag den 37-jährigen Karl-Theodor zu Guttenberg als Nachfolger. Er wurde gestern von Merkel offiziell vorgeschlagen und von Bundespräsident Horst Köhler ernannt. Bayerns Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte der "Süddeutschen Zeitung", Glos "hätte mehr Unterstützung von allen Beteiligten verdient" gehabt. SPD-Fraktionschef Peter Struck nannte den Amtswechsel "ein Stück aus dem Tollhaus". dpa/afp

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