Europa kämpft um Griechenland und den Euro

Brüssel/Athen · Es sind Verhandlungen am Abgrund: Beim Gipfeltreffen in Brüssel pokern heute die EU-Spitzen mit Athens Regierung um die Zukunft des Landes: Von Rettung bis Euro-Austritt ist alles möglich.

Auf den ersten Blick kann der griechische Regierungschef Alexis Tsipras zufrieden sein. Heute bekommt er in Brüssel seinen langersehnten "Griechenland-Gipfel" mit den übrigen Staats- und Regierungschefs der Eurozone. Dabei geht es auf Spitzenebene um Reformen, Milliardenkredite und den Verbleib Griechenlands in der Eurozone.

Die Griechen werden dabei versuchen, gerade Kanzlerin Angela Merkel im Poker um weitere Zugeständnisse in die Pflicht zu nehmen. Die CDU-Chefin könne für eine "ehrenvolle Einigung" eintreten, schrieb Finanzminister Gianis Varoufakis in der "FAS". Die Tsipras-Regierung zerschlug in den vergangenen Monate bereits reichlich Porzellan in Brüssel. "Ich mag nicht die griechische Regierung, ich mag das griechische Volk", bekennt EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ganz undiplomatisch.

In Brüssel fragen sich Diplomaten, wie lange Tsipras seinen Allein-gegen-alle-Kurs noch fortsetzen kann. Er bekommt Druck von vielen Seiten. Da sind nicht nur die Europäer und der Internationale Währungsfonds, die darauf dringen, in letzter Minute Sparschritte und Reformen zu akzeptieren, um die drohende Staatspleite abzuwenden. Da sind auch die Hardliner in seiner Partei Syriza, die einen Bruch mit den EU-Partnern und einen Euro-Austritt notfalls in Kauf nehmen und dann die Schuld angeblich unnachgiebigen Euro-Partnern in die Schuhe schieben wollen. Es gibt zudem Bestrebungen der Konservativen, der Sozialisten und anderer pro-europäischer Parteien im Land, eine "Front für den Euro" zu bilden und damit zusammen gegen das Bündnis der radikalen Linken von Tsipras im Falle von Neuwahlen anzutreten.

Die Europäer stellen sich auf eine Dauerverhandlung in dieser Woche ein, um - so Juncker - "die Kuh vom Eis zu bekommen".

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