Euro-Kritiker sorgen (fast) für eine Sensation

Berlin · Am Anfang ist die Stimmung im Hotel „Maritim“ an der Berliner Friedrichstraße euphorisch. Eine Sensation liegt in der Luft, als die erste Prognose 4,9 Prozent vorhersagt.

Der Jubel ist grenzenlos, wie in einer Sporthalle. Die Eurokritiker von der Alternative für Deutschland (AfD) sehen sich schon im Bundestag. Drei Stunden später ist die Stimmung etwas eingetrübt. Lange verharren die Zahlen unverändert, dann 4,8. Ein leichter Schwenk nach unten. Immer noch ein sensationelles Ergebnis, aber: "Wir hätten sicherlich gehofft, dass es deutlicher über der Fünf-Prozent-Hürde liegt, als es im Augenblick ist", sagt AfD-Chef Bernd Lucke (51). Dennoch habe die AfD ein "starkes Ergebnis" erzielt. "Wir haben eine Alternative formuliert, für Menschen, die enttäuscht sind."

"Merkel, wir kommen", hatte zuvor noch der Berliner Kandidat Sari Saleh gerufen. Die Halle kreischt. Lucke verteilt Blumen. Die AfD feiert sich selbst. Inzwischen wird der überwältigende Wahlsieg der Union sichtbar. Fröhliches AfD-Lachen vor allem bei den schlechten FDP-Zahlen.

Doch allmählich macht sich Ernüchterung breit. Bis zuletzt hatte die Partei um den Wirtschaftsprofessor Lucke darauf gehofft, dass die Umfragen vor der Wahl sie unterschätzt hätten. Mit Forsa-Chef Manfred Güllner gab es darüber sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung. Am Ende schnitt die Partei tatsächlich besser ab als lange Zeit prognostiziert. Fast fünf Prozent. Was für die FDP ein historisches Fiasko ist, ist für die AfD keine Niederlage. Die Partei blickt längst auf die Europawahlen 2014.

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