EU will härtere Auflagen für Bio-Nahrung
Brüssel · Bioprodukte sollen in ganz Europa wirklich „bio“ sein. Dafür will die EU-Kommission schärfere Auflagen und strengere Kontrollen durchsetzen. Auch sollen überall dieselben Standards gelten.
Bio-Eier, die keine sind, Bio-Käse, der mit Bakterien verseucht ist, Bio-Tomaten, die mit Pestiziden vergiftet sind - solche Lebensmittelskandale soll es künftig nicht mehr geben. Die Brüsseler EU-Kommission hat nach wochenlangen Auseinandersetzungen gestern ihre Vorschläge für die Bio-Branche vorgelegt: Bessere Kontrollen, verschärfte Auflagen für Produzenten und EU-weit gleiche Bedingungen für die Herstellung von biologisch angebauten Lebensmitteln. "Wir wollen mehr und bessere Bio-Erzeugnisse", sagte Agrar-Kommissar Dacian Ciolos.
Der Markt boomt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Bedarf an Bio-Produkten vervierfacht, die zur Verfügung stehende Fläche aber nur verdoppelt. Da ist die Versuchung groß, mit Betrug auf der erhöhte Nachfrage zu reagieren, meint Ciolos.
Weitgehend unumstritten ist die Forderung des Kommis sars, den Bauern nicht länger ein Nebeneinander von biologischer und konventioneller Landwirtschaft zu erlauben. Das Risiko der gegenseitigen Kontamination sei zu groß. Wer Vieh hält, soll in spätestens zwei Jahren, wenn die Verordnung greift, mindestens 60 Prozent des Futters selbst anbauen oder in der unmittelbaren Umgebung einkaufen. Bisher waren es 50 Prozent. Eiweißfutter muss dann sogar zu 100 Prozent biologisch hergestellt worden sein. Derzeit dürfen noch fünf Prozent aus konventionellem Anbau hinzugefügt werden. Der Anteil von Pestiziden wird drastisch gesenkt - auf die Grenzwerte von Babynahrung. Zudem schlägt die EU-Kommission strengere Kontrollen vor - auch beim Import.
Der Vorschlag der Kommission muss nun noch von den Ministern der Mitgliedstaaten und vom EU-Parlament beraten werden. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) wandte gestern allerdings ein: "Auf keinen Fall dürfen wir riskieren, dass die Betriebe aufgrund überzogener Forderungen reihenweise aus dem ökologischen Landbau aussteigen." Tatsächlich müssten Bio-Labels aber aussagekräftig bleiben.