EU schlägt Alarm: Krise spitzt sich zu

Brüssel. Dramatische Verluste der Unternehmen und erschreckende Einbrüche bei den Auftragszahlen - in einem internen Papier sagt die EU-Kommission jetzt schockierende Konsequenzen der Wirtschaftskrise für Europa voraus. In dem bislang unveröffentlichten Dokument werden für einzelne Branchen - etwa die Stahl-Industrie - Einbußen von bis zu 57 Prozent vorausgesagt

Brüssel. Dramatische Verluste der Unternehmen und erschreckende Einbrüche bei den Auftragszahlen - in einem internen Papier sagt die EU-Kommission jetzt schockierende Konsequenzen der Wirtschaftskrise für Europa voraus. In dem bislang unveröffentlichten Dokument werden für einzelne Branchen - etwa die Stahl-Industrie - Einbußen von bis zu 57 Prozent vorausgesagt. Der deutsche Industriekommissar Günter Verheugen (SPD, Foto: dpa) betonte: "Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise sind völlig neu." Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt seien "unausweichlich". Im vierten Quartal 2008 wurden europaweit bereits 130 000 Jobs gestrichen.

Besonders gravierend wirkt sich die Krise nach Einschätzung der Kommission auf den Automobil-Sektor aus: Brüssel rechnet damit, dass trotz aller Hilfen dieses Jahr rund 2,5 Millionen weniger Fahrzeuge verkauft werden als 2008. Die jüngsten Zahlen der europäischen Statistikbehörde untermauern die Befürchtungen der Kommission. Demnach brach die Industrieproduktion im Euroraum zum Jahresende 2008 deutlicher ein als erwartet. Sie sackte im Dezember saisonbereinigt um 12,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Das war der stärkste Rückgang in der Geschichte des gemeinsamen Währungsraums. Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird sich die derzeitige Schwächephase der Wirtschaft in den kommenden Quartalen fortsetzen. Allerdings gebe es auch schon erste Anzeichen einer Stabilisierung. Die Inflationsraten würden wegen der niedrigen Rohstoffpreise weiter sinken, erklärte die EZB. Damit werde die Kaufkraft der privaten Haushalte gestärkt.

Die Bundesregierung will heute das zweite Konjunkturpaket verabschieden, um die Wirtschaft zu stützen. Das Programm ist 50 Milliarden Euro schwer und umfasst öffentliche Investitionen in Ländern und Kommunen, die Senkung von Steuern und Abgaben sowie Anreize zum Kauf von Neuwagen. Auch im Bundesrat zeichnet sich nach heftigen Meinungsverschiedenheiten jetzt eine Mehrheit für das Paket ab. und Meinung; Seite A 4: Analyse dr/ddp

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