"Es war ein schönes Intermezzo"

Herr Bürgermeister, Herr Bundesratspräsident, Herr Bundespräsident - welche Anrede ist Ihnen am liebsten? Böhrnsen: Ich bevorzuge das einfache Herr Böhrnsen. Also gut: Herr Böhrnsen, wie war es denn so als Bundespräsident?Böhrnsen: Das war eine interessante und spannende Zeit. Vor allem aber eine völlig überraschende

 Jens Böhrnsen musste vor vier Wochen kurzfristig für Horst Köhler einspringen.Foto: dpa

Jens Böhrnsen musste vor vier Wochen kurzfristig für Horst Köhler einspringen.Foto: dpa

Herr Bürgermeister, Herr Bundesratspräsident, Herr Bundespräsident - welche Anrede ist Ihnen am liebsten?

Böhrnsen: Ich bevorzuge das einfache Herr Böhrnsen.

Also gut: Herr Böhrnsen, wie war es denn so als Bundespräsident?

Böhrnsen: Das war eine interessante und spannende Zeit. Vor allem aber eine völlig überraschende. Vor dem Rücktritt von Horst Köhler habe ich nicht eine Sekunde daran gedacht, dass die Aufgabe in dieser Weise auf mich zukommen würde. Aber das Schöne ist: Man hat als Bundesratspräsident gar keine andere Wahl. So steht es nun mal in der Verfassung.

Sind Sie auf den Geschmack gekommen - würden Sie gerne Bundespräsident bleiben?

Böhrnsen: Ich bin mit Herzblut Bremer Bürgermeister. Die Aufgabe des Bundespräsidenten wahrzunehmen, war ein schönes Intermezzo, aber in Bremen liegt meine Aufgabe.

Was waren Ihre wichtigsten Entscheidungen in den letzten vier Wochen?

Böhrnsen: Ich habe Gesetze unterzeichnet, Botschafter akkreditiert, Staatsgäste empfangen wie den Staatspräsidenten von Armenien. Die für mich beeindruckendste Begegnung war aber die mit Horst Köhler zu seinem Abschied am 15. Juni mit dem großen Zapfenstreich.

Wissen Sie inzwischen mehr, warum Köhler so abrupt aus dem Amt gegangen ist?

Böhrnsen: Als er mich am 31. Mai anrief, war ich genauso überrascht wie jeder andere in Deutschland. Er hat seine Gründe genannt, ich respektiere dies. Und er hat mir gesagt, dass er mit seiner Entscheidung im Reinen ist. Deswegen frage ich nicht weiter nach.

Sie haben in den vier Wochen ja sehr unauffällig agiert. War das Absicht?

Böhrnsen: Moment, ich war ja nicht Interims-Bundespräsident oder Zwischenzeit-Bundespräsident, sondern habe das getan, was das Grundgesetz vorsieht. Staatspolitisch und staatsrechtlich durfte es keine Vakanz geben, so habe ich meine Aufgabe verstanden, wie es das Grundgesetz vorsieht.

Hat es Sie denn nicht gereizt, als Bundespräsident mal verbal dazwischenzuhauen, gerade angesichts der Lage von Schwarz-Gelb?

Böhrnsen: Natürlich. Als politischer Mensch hätte ich das gerne getan. Aber nicht als Bundesratspräsident, der die Aufgaben des Bundespräsidenten wahrnimmt.

Sollte denn in fünf Jahren mal wieder ein Bremer ins Schloss Bellevue einziehen?

Böhrnsen: Ich wünsche mir das, aber ich werde es nicht sein. Mit Karl Carstens war übrigens mal ein Bremer Staatsoberhaupt. Und der erste Staatspräsident der Weimarer Zeit, Friedrich Ebert, hat auch viele, viele Jahre in Bremen verbracht.

Am Rande

 Jens Böhrnsen musste vor vier Wochen kurzfristig für Horst Köhler einspringen.Foto: dpa

Jens Böhrnsen musste vor vier Wochen kurzfristig für Horst Köhler einspringen.Foto: dpa

Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck hat mit seiner Kritik an der Linken seine Chancen bei der morgigen Wahl verschlechtert. "Wenn man jemanden beschimpft, von dem man gewählt werden will, ist das nicht gerade motivierend", sagte Linken-Chef Klaus Ernst gestern. Mit Blick auf Gaucks Teilnahme an der heutigen Linken-Fraktionssitzung meinte Ernst, er hoffe, dass der Kandidat gegenüber den Abgeordneten einiges von seinen Äußerungen "als Missverständnis erklärt". Gauck hatte gesagt, er könne keine Bindung der Linken an das europäische Demokratieprojekt erkennen. afp

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