Er lässt Computer sehen

Saarbrücken. Die Informatiker der Saar-Universität kommen aus dem Feiern nicht heraus. Erst am vergangenen Samstag hatte sich der Fachbereich getroffen, um den Neubau des Informatik-Clusters "Multimodal Computing and Interaction" auf dem Campus im Saarbrücker Stadtwald einzuweihen, gestern Nachmittag knallten schon wieder die Sektkorken

Saarbrücken. Die Informatiker der Saar-Universität kommen aus dem Feiern nicht heraus. Erst am vergangenen Samstag hatte sich der Fachbereich getroffen, um den Neubau des Informatik-Clusters "Multimodal Computing and Interaction" auf dem Campus im Saarbrücker Stadtwald einzuweihen, gestern Nachmittag knallten schon wieder die Sektkorken.

Anlass war eine Mitteilung, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am Nachmittag kurz nach 15 Uhr verbreitete: Professor Dr. Joachim Weickert erhält den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG.

Der nach dem großen Mathematiker des 17. und 18. Jahrhunderts benannte Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung überhaupt, die ein Forscher in Deutschland erringen kann. Er ist mit einem Preisgeld von 2,5 Millionen Euro verbunden, das der Gewinner für seine wissenschaftliche Arbeit frei verwenden kann. Das Preisgeld soll unter anderem die Beschäftigung besonders qualifizierter Nachwuchsforscher erleichtern.

Mit dem 44 Jahre alten Mathematiker und Informatiker Joachim Weickert werde einer "der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Bildanalyse" ausgezeichnet, heißt es in der Begründung der DFG. Im Informatik-Cluster, den die Saar-Uni beim Exzellenz-Wettbewerb der deutschen Hochschulen errungen hatte, untersucht seine Arbeitsgruppe unter anderem Verfahren der Bildverarbeitung, die Computern das Sehen ermöglichen sollen. Weickert konzentriert sich dabei auf die Entwicklung mathematischer Grundlagen, aus denen findige Ingenieure praktische Anwendungen wie Fahrer-Assistenzsysteme für Autos entwickelt haben. Mathematik und Informatik sind dabei nicht zu trennen. Ein Beispiel ist eine Methode der Bildanalyse, die aus unvollständigen oder verrauschten Daten das Originalbild rekonstruieren kann. Weickerts Theorien, so die DFG, seien Grundlagen für Verfahren der medizinischen Bildgebung und der Aufbereitung geowissenschaftlicher Bilder.

Wofür will der Saarbrücker Informatiker seine millionenschwere Förderung einsetzen? Er werde in den Nachwuchs investieren, erklärt der frischgebackene Leibniz-Preisträger - er ist der neunte Saarbrücker Professor und der sechste Informatiker, der diese Auszeichnung erhält - und in den kommenden fünf bis sieben Jahren fünf gute Nachwuchswissenschaftler für ein neues Projekt gewinnen, von dem er verrät, es werde mit vollkommen neuen Methoden der Bildkompression zu tun haben, mit denen zum Beispiel der Speicherbedarf von Daten digitaler Fotoapparate und Filmkameras maximal verringert werden kann.

Die Frage wird allerdings sein, an welcher Hochschule Joachim Weickert seine Forschungen fortsetzen wird. Wie der Informatiker im Gespräch mit der SZ bestätigte, hat er einen Ruf an das Felix-Klein-Zentrum für Mathematik der Universität Kaiserslautern. Ein Wechsel, den seine Saarbrücker Studenten extrem bedauern würden. Denn sie zeichneten ihn vor kurzem für die beste Lehre in der Mathematik aus, eine Ehrung, die er 2003 und 2006 auch in der Informatik erhalten hatte.

Hintergrund

Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis wird seit 1985 vergeben. Der mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierte Preis soll die Arbeitsbedingungen herausragender Forscher verbessern. In Saarbrücken erhielten ihn bisher folgende Professoren: Johannes Buchmann, Günter Hotz, Kurt Mehlhorn, Wolfgang Paul, Hans-Peter Seidel, Joachim Weickert (alle Informatik), Herbert Gleiter (Materialwissenschaften), Manfred Pinkal (Computerlinguistik), Michael Veith (Chemie).

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