Energiewende auf Französisch

Paris · Das französische Parlament verabschiedet heute das Energiewende-Gesetz. Der Text sieht vor, den Anteil erneuerbarer Energien zu verdoppeln. Gleichzeitig ist aber nicht von einer Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim die Rede.

 Blick auf das Atomkraftwerk Cattenom: Hier stehen vier Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 1350 Megawatt. Foto: Serra

Blick auf das Atomkraftwerk Cattenom: Hier stehen vier Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 1350 Megawatt. Foto: Serra

Foto: Serra

Arnold Schwarzenegger und François Hollande haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Und doch sprachen der "Terminator" und der französische Präsident am Freitag eine Stunde lang über ein Thema, das beide bewegt: die Klima- und Energiepolitik. Schwarzeneggers Heimat Kalifornien gehört zu den Vorreitern in diesem Bereich. Doch auch Frankreich will nachziehen: mit dem Energiewende-Gesetz, das heute in der Nationalversammlung verabschiedet wird. "Diversifizierter, ausgewogener, sicherer" soll das neue französische Energiemodell sein. Der Anteil erneuerbarer Energien soll von 14 Prozent auf 32 Prozent 2030 steigen. Außerdem soll der Energieverbrauch bis 2050 halbiert werden.

Gleichzeitig will Hollande sein Wahlkampfversprechen umsetzen und den Anteil des Atomstroms am Energiemix von 75 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2025 senken. "Das ist ebenso ambitioniert wie das Ziel Deutschlands, mit seiner Energiewende bis Ende 2022 ganz aus der Kernkraft auszusteigen", lobte der frühere Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU ) im vergangenen Jahr bei der ersten deutsch-französischen Energiekonferenz in Paris .

Unklar ist allerdings, wie Frankreich , mit 58 Reaktoren das Atomstromland Nummer eins in Europa, sein hoch gestecktes Ziel erreichen will. Hollande versprach zwar im Wahlkampf, das Akw Fessenheim am erdbebengefährdeten Oberrheingraben bis Ende 2016 abzuschalten, doch in den 64 Artikeln des neuen Gesetzes ist davon nicht die Rede. "Das ist nicht das Kernstück der Energiewende ", sagte Umweltministerin Ségolène Royal am Sonntag im Radio. Die frühere Lebensgefährtin von Hollande will sich nicht auf die Schließung der 36 Jahre alten Anlage festlegen.

Denn ein Bericht des Finanzausschusses hatte Ende September errechnet, dass das Aus den ohnehin hoch verschuldeten französischen Staat fünf Milliarden Euro kosten würde. 5000 Arbeitsplätze hängen außerdem an der Anlage, die nur rund 25 Kilometer von Freiburg entfernt ist. Eine Schließung würde die angeschlagene französische Industrie weiter schwächen, argumentieren Lokalpolitiker, Arbeitgeber und Gewerkschaften einhellig.

"Die französische Regierung steht im Wort. Das Kernkraftwerk Fessenheim muss spätestens Ende 2016 vom Netz", forderte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) vor zwei Wochen. Die Anlage entspreche nicht den Sicherheitsanforderungen, "die an ein modernes Kernkraftwerk zu stellen sind". Für die Stromversorgung in Baden-Württemberg und anderswo hätte die Schließung von Fessenheim keine Auswirkungen, denn das Akw soll nicht ersatzlos stillgelegt werden. 2016 soll der neue Druckwasserreaktor EPR in Flamanville am Ärmelkanal seine Arbeit aufnehmen und 1650 Megawatt Strom produzieren - so viel, wie die beiden Reaktoren in Fessenheim.

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HintergrundIn Cattenom nahe der saarländischen Grenze stehen vier Druckwasserreaktoren mit einer Gesamtleistung von rund 1350 Megawatt, damit ist Cattenom das drittstärkste Akw in Frankreich . Gebaut wurde die Anlage von 1979 bis 1986. Seit Beginn der Planungen gab es im luxemburgischen, deutschen und insbesondere im saarländischen Umland Widerstand gegen das Akw. Politiker aus dem Grenzgebiet fordern aufgrund zahlreicher Zwischenfälle seit langem die Stilllegung von Cattenom. red

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