El Paso El Paso wehrt sich gegen die Grenzbarriere

El Paso · (ap) Wer die Paso-del-Norte-Brücke überquert, kann beobachten, wie Donald Trumps Grenzmauer zu Mexiko Tag für Tag wächst. Von der Brücke aus, die das texanische El Paso mit der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez verbindet, sind die Arbeiter in ihren neonfarbenen Westen gut zu sehen, wie sie Gräben ausheben, Beton auffüllen und rostfarbene, drei Meter hohe Metallplatten aufstellen.

Die neue Absperrung soll den bisherigen Zaun entlang des Grenzflusses Rio Grande ersetzen. Die meisten der mehr als 70 000 Menschen, die täglich ganz legal die vier Brücken der Stadt queren und zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkauf kommen, schenken den Bauarbeiten im Herzen der Stadt kaum Beachtung. Ein Mann aber bleibt stehen und kommentiert das Geschehen mit einem Wort: „Trump“.

In seiner Rede zur Lage der Nation hat der US-Präsident seine Entschlossenheit bekräftigt, eine Grenzmauer zum Nachbarland hochzuziehen. Mit Verweis auf El Paso erklärte Trump, eine „mächtige Barriere“ habe bereits die Kriminalitätsrate in der texanischen Stadt gesenkt. Sie habe El Paso von einer der gefährlichsten Städte des Landes zu einer der sichersten gemacht, sagte er. Das stimmt so nicht. So hatte El Paso im Jahr 2005, vor der jüngsten Erweiterung des Grenzzaunes, eine Mordrate, die nicht einmal die Hälfte der landesweiten betrug – trotz der unmittelbaren Nähe zum von Drogenkriminalität geplagten Ciudad Juárez.

Seine Stadt sei nie eine der gefährlichsten in den USA gewesen, wehrt sich auch Bürgermeister Dee Margo, selbst Republikaner wie Trump. Der Demokrat und mögliche Präsidentschaftsanwärter Beto O‘Rourke, gebürtig in El Paso, räumt ein, dass eine Form von Grenzsicherung unerlässlich sei. Aber Trumps Mauer-Pläne sind für ihn die „zynische Rhetorik des Kriegs, der Invasionen, der Angst“.

Viele Einwohner El Pasos finden, dass ihre Stadt einen grenzüberschreitenden Geist verkörpert, der Mauern überwindet, und nicht als Beleg dafür dienen kann, dass neue nötig sind. Jahrhundertelang trennte praktisch nur der Rio Grande die Orte El Paso und Juárez. Und der führt häufig so wenig Wasser, dass er leicht durchquert werden kann. Als sich die wirtschaftlichen Probleme in Mexiko zunehmend verschärften, kamen in den 1970er Jahren immer mehr Menschen aus dem Nachbarland in die USA. Der Kongress ließ einen Zaun in El Paso und San Diego errichten. Weitere Barrieren kamen in den 90er Jahren und 2006 hinzu. Die Öffentlichkeit in einigen Vierteln reagierte zunächst zustimmend, weil die Maßnahme dort dazu beitrug, die Kleinkriminalität zu senken. Inzwischen finden aber viele, dass Trump zu weit geht.

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