Kommentar Ekelhaft und frauenverachtend

Ein künstliches Jungfernhäutchen mit Rinderblut? Was wie eine gruselige Praxis aus dem Mittelalter anmutet, ist tatsächlich ein Geschäftsmodell aus dem 21. Jahrhundert. Ekelhaft und verstörend, dass sich Frauen sogar unters Messer legen, um ihre Jungfräulichkeit wiederherstellen zu lassen. Die Jungfräulichkeit als Inbegriff der „Reinheit“, als absolutes Erkennungsmerkmal einer „guten und anständigen“ Frau. Ein Häutchen als Ehrenträger! Dass mit diesen widerlichen patriarchalischen Traditionen auch noch Geld gemacht wird, ist ein großer Skandal.

Es ist nicht abzustreiten, dass sich die plastischen Chirurgen in einem moralischen Dilemma befinden. Die Mädchen, die eine solche OP erwägen, sind verzweifelt. Sie fürchten um ihr Leben und wissen sich nicht anders zu helfen. Die Gefahr ist real und es werden wohl noch einige Jahrzehnte ins Land gehen, bis in einigen Teilen der Welt der Wert einer Frau nicht mehr an ihrem Hymen bemessen wird. Deshalb kommt den Beratungsstellen eine wichtige Rolle zu: Sie müssen den Frauen die Absurdität dieser OPs aufzeigen. Sie müssen ihnen klarmachen, dass der Verlust der Jungfräulichkeit nicht immer mit einem blutigen Laken nachweisbar ist. Dass es sich nicht lohnt, für einen solch menschenverachtenden Eingriff Geld zu zahlen. Vielleicht bringen sie dann den Mut auf, eher mit ihrer Familie zu brechen, als sich einer solchen OP zu unterziehen.

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