Eine Frage der Moral?

Athen · Die Debatte um die Zahlung von Reparationen an Griechenland ebbt nicht ab. Es geht um Entschädigungen für deutsche Kriegsverbrechen und -schäden sowie um die Tilgung von Ansprüchen aus einer Zwangsanlei he.

Griechenland hat die Re p arationsforderungen für die deutsche Besatzungszeit auf 278,7 Milliarden Euro beziffert. Vize-Finanzminister Dimitris Mardas sagte während einer Parlamentsdebatte in Athen am Montagabend, seine Beamten hätten diese Summe für die in den Jahren 1941 bis 1944 von den Nazis angerichteten Schäden errechnet. Mardas zufolge wird allein für einen von den Nazis auferlegten Zwangskredit eine Rückzahlung von 10,3 Milliarden Euro fällig. Die restliche Summe diene zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden, sagte der stellvertretende Finanzminister. Der Zwangskredit, den die Nazis 1942 von der griechischen Notenbank erhoben hatten, belief sich auf 476 Millionen Reichsmark. Dessen Rückzahlung war zwar vertraglich vereinbart worden, doch das Geld wurde nie zurückerstattet. Die griechische Regierung unter der linken Syriza-Partei dringt seit ihrem Amtsantritt im Januar auf Reparationszahlungen und spricht von einer "moralischen Frage", die gelöst werden müsse. Aus Sicht der Bundesregierung ist die Frage der Entschädigungen für die deutschen Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges aber abschließend geregelt.

Der griechische Justizminister drohte im März, er könne auf einen 15 Jahre alten Beschluss des Obersten Gerichts seines Landes zurückgreifen, der die Beschlagnahmung von deutschem Besitz erlaube, um einen Ausgleich für die ausbleibenden Zahlungen zu schaffen. Bei seinem Antrittsbesuch in Berlin Ende März bemühte sich Regierungschef Alexis Tsipras jedoch darum, die Wogen zu glätten. Athen gehe es in der Debatte über deutsche Kriegsschulden nicht vorrangig um Geld, betonte der Ministerpräsident.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort