Ein mulmiges Gefühl bleibt

Berlin · Es ist glimpflich ausgegangen in Deutschland - bisher. Doch auch die Bundesrepublik steht im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus, wie die Sicherheitsbehörden seit längerem klarmachen. "Seit den Anschlägen von Paris erreichen uns vermehrt Hinweise", sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ). Dabei handelt es sich häufig um Informationen befreundeter Geheimdienste, also etwa aus den USA oder Frankreich.

Teils enthalten solche Hinweise konkrete Orte oder Zeiten vermutlich geplanter Attacken, manchmal auch Namen möglicher Attentäter.

Die Einschätzungen laufen im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) zusammen, das wegen der gewachsenen islamistischen Bedrohung eingerichtet wurde. Dort in Berlin gleichen Experten aus Bund und Ländern Informationen ab und koordinieren mögliche Reaktionen. Dabei kann es sehr auf den Faktor Zeit ankommen - gerade bei der Frage, ob und wann man eine akute Terrorlage öffentlich macht und die Bürger warnt. Sprechen die Quellen von einem Anschlag in einigen Tagen oder Wochen, können Ermittlungen im Verborgenen zunächst möglich und sinnvoll sein. Bei nur wenigen Stunden "Vorwarnzeit" bekommt schnell der Schutz der Bevölkerung erste Priorität: Beamte sperren Straßen und Plätze, Bahnhöfe und Hallen werden geräumt, Züge werden gestoppt. Mit solchen Maßnahmen seien nun auch in München mögliche Anschlagsziele von Terroristen aufgelöst worden, argumentiert der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. Wenn Sperrungen dann wieder aufgehoben werden, kann man das nicht Fehlalarm nennen, wie auch Polizeipräsident Andrä betont.

Bewusst seien "fast chirurgische" Maßnahmen an zwei Bahnhöfen ergriffen worden, statt die ganze Stadt lahmzulegen. Dabei ist auch den Praktikern klar, dass öffentliche Warnungen sparsam dosiert werden sollten, damit sich Wachsamkeit und Vorsicht der Bürger nicht abnutzen.

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