"Ein gewaltiger Schritt"

Saarbrücken. Die Saarbrücker Zeitung steht am Mittwoch, 24. Januar 1963, ganz im Zeichen der deutsch-französischen Beziehungen

Saarbrücken. Die Saarbrücker Zeitung steht am Mittwoch, 24. Januar 1963, ganz im Zeichen der deutsch-französischen Beziehungen. Unter der Zeile "Adenauer und de Gaulle besiegeln Freundschaft" heißt es im Aufmacher: "Mit der feierlichen Unterzeichnung des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit krönten Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident de Gaulle am Dienstag eine entscheidende Etappe ihres politischen Lebenswerks. Kurz vor 18 Uhr besiegelten im historischen Murat-Salon des Elysée-Palasts der Kanzler und der französische Staatschef, der französische Premierminister Pompidou sowie die beiden Außenminister Schröder und Couve de Murville mit ihren Unterschriften unter die deutsche und die französische Fassung das sechsseitige Vertragswerk über die neue Phase der verstärkten Zusammenarbeit beider Länder (...)."Voller Überschwang gab der damalige stellvertretende Chefredakteur unserer Zeitung, Wolfgang Saile, im Leitartikel seinen Gefühlen freien Lauf: "Die deutsch-französische Freundschaft, nach der Vertragsunterschrift gewissermaßen zum Gesetz beider Staaten erhoben, kann einem schon heiß machen. Was da in den verschiedenen Punkten niedergelegt und feierlich unterzeichnet wurde, leitet einen neuen großen Abschnitt in der wechselvollen Geschichte Deutschlands und Frankreichs ein. Der Geist des Vertrags lässt fast an eine Vorstufe von Konföderation denken, so eng werden die Fühlungnahmen, die Überlegungen und die gemeinsamen Anstrengungen auf wirtschaftlichem, politischem und militärischem Gebiet verzahnt." Und ein paar Sätze weiter: "Das ist ein gewaltiger Schritt auf ein zukunftsträchtiges Feld, den man noch vor wenigen Jahren einfach für unmöglich gehalten hätte."

Eine umfangreiche Bilanz der deutsch-französischen Freundschaft zog die Saarbrücker Zeitung im Januar 1983, zum 20. Jahrestag. In einer 28-seitigen Beilage ließ sie Journalisten und Politiker zu Wort kommen. Unter den Autoren war auch der Politikwissenschaftler Henri Ménudier: "Dass de Gaulle, der Gründer und Chef der französischen Résistance sich so eindeutig für eine Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik aussprach, hatte in der öffentlichen Meinung einen enormen positiven Einfluss. Die inneren Reserven gegen die Deutschen wurden aufgehoben." gf

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