Ein Ende der Krise in der Ukraine ist noch nicht in Sicht

So historisch die Umbrüche sind, vor der Ukraine steht noch ein langer Weg. Das Land ist extrem verschuldet und ein Zankapfel zwischen dem Westen und Russland. Hier wichtige Fragen und Antworten zum Thema.

Wie ist derzeit die Lage?

Nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch besetzen die neuen Machthaber mit Volldampf die wichtigsten Posten. Das Parlament bestimmte gestern seinen neuen Chef Alexander Turtschinow zugleich zum Übergangspräsidenten. Dieser rief die Parlamentarier auf, sich bis morgen auf ein "Kabinett des nationalen Vertrauens" sowie eine Koalition zu einigen. Für den 25. Mai sind Präsidentenwahlen angesetzt. Turtschinow versprach am Abend einen Westkurs des Landes: "Wir müssen in den Kreis der europäischen Länder zurückkehren." Zugleich sei die Ukraine zu einem guten Verhältnis mit Russland bereit - vorausgesetzt, dass Moskau "die europäische Wahl der Ukraine anerkennt und berücksichtigt".

Die Ukraine gilt als Spielball internationaler Politik. Welche Rollen spielen der Westen und Russland?

USA, EU und auch Russland erkennen die historischen Umwälzungen in dem krisengeschüttelten Land an. Niemand hält noch an Janukowitsch fest. Aber alle Seiten weisen daraufhin, dass ein Machtwechsel erst komplett sein kann, wenn er durch demokratische Wahlen legitimiert ist. Russland, das wirtschaftlich eng mit dem "Bruderstaat" verbunden ist, hatte der vor dem Staatsbankrott stehenden Ukraine zuletzt Milliardenhilfen versprochen.

Wie könnte ein Ausweg aus der verfahrenen Situation aussehen?

Experten meinen, dass sich Russland und der Westen dringend gemeinsam um die Zukunft des flächenmäßig zweitgrößten Landes Europas kümmern sollten. Jedoch werfen sich beide Seiten im Moment noch fast täglich gegenseitig vor, die Lage in der Ex-Sowjetrepublik unzulässig in ihrem Sinne zu beeinflussen. Der Westen wirbt mit demokratischen Werten, stellt Finanzhilfen in Aussicht, kündigt aber auch schmerzhafte Reformen an. Russland hingegen warnt vor schweren wirtschaftlichen Folgen für die Ukraine, sollte sich Kiew von Moskau abwenden.

Könnte sich das Land spalten?

Viele sehen die Gefahr eines Zerfalls. Im Osten und Süden liegen die bevölkerungsreichen Industriestädte und großen russischsprachigen Gebiete. Der ukrainische Westen mit seinen starken nationalistischen Tendenzen orientiert sich eher in Richtung EU. Nach den Umwälzungen am Wochenende scheint eine akute Gefahr von neuer Gewalt aber erst einmal vom Tisch.

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