Arbeitsmarkt Digitalisierung bedroht viele Jobs im Saarland

Saarbrücken · Die Bundesagentur für Arbeit sieht trotz aktuell guter Zahlen im Saarland Gefahren für Jobs: Mehr als anderswo könne hier die Digitalisierung zuschlagen.

 Ein Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH überprüft  mit einem Tablet die Betriebsdaten von vernetzten Maschinen für Metallspritzguss.

Ein Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH überprüft mit einem Tablet die Betriebsdaten von vernetzten Maschinen für Metallspritzguss.

Foto: dpa/Daniel Maurer

Der saarländische Arbeitsmarkt brummt. Doch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt bedroht hierzulande stärker Jobs als im Rest Deutschlands. Das ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie wurde gestern vorgelegt - zeitgleich mit den neuesten Arbeitsmarktdaten: Danach ist die Zahl der Arbeitslosen im Saarland im Mai um 1152 auf 34 084 erneut gesunken. Die Quote liegt jetzt bei 6,5 Prozent, 0,7 Punkte besser als vor einem Jahr.

Die IAB-Studie warnt allerdings, dass der Anteil der Tätigkeiten, die schon heute zu mehr als 70 Prozent durch IT-Technik ersetzt werden können, im Saarland mit einem Fünftel deutlich höher ist als im Bundesdurchschnitt (15 Prozent). Der Grund dafür liegt nach der IAB-Analyse in der Wirtschaftsstruktur an der Saar. Berufe in der Industrieproduktion haben "ein hohes Risiko, durch die Nutzung von Computer-Technologien ersetzt zu werden", heißt es dort. Der Anteil dieser Industriejobs liegt im Saarland bei 26 Prozent der Gesamtbeschäftigung, vier Punkte höher als im Bundesschnitt.

Auch wenn die Gefahr für 20 Prozent der Stellen besonders hoch sei, müsse das nicht heißen, dass jeder fünfte Arbeitsplatz im Saarland wegfalle, schränkt die Studie ein. Denn ob Jobs ersetzt werden, hänge von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von Kosten für digitale Technologien. "Darüber hinaus gehen durch technischen Wandel nicht nur Arbeitsplätze verloren, sondern es entstehen auch neue", betonen die Studienautorinnen Anne Otto und Gabriele Wydra-Somaggio. Sie fordern das Saarland auf, Aus- und Weiterbildung voranzutreiben und Gründer im Bereich der neuen IT-Technologien zu unterstützen.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) sieht durch die Studie die industriepolitischen Leitlinien des Landes bestätigt. Dabei gehe es gerade darum, in der Digitalisierung Chancen zu nutzen. Zum Beispiel durch Programme, die kleine und mittelständische Unternehmen an die digitale Wirtschaft heranführen. "Jeder soll die Chance haben, aus der vierten industriellen Revolution Nutzen zu ziehen", sagte Rehlinger. In puncto Qualifizierung kündigt sie eine Weiterbildungsinitiative an. Auch die IHK Saarland appelliert, die Chancen zu sehen. Denn wie die Geschichte zeige, "haben große technologische Revolutionen in der Summe große Wohlfahrtsgewinne und mehr Arbeitsplätze gebracht", sagte IHK-Geschäftsführer Mathias Hafner.

Wirtschaft

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