„Die Politik hat die Ängste der Menschen schwer vernachlässigt“

Die Deutschen fürchten sich vor radikalen Islamisten, deshalb ziehen sie auf die Straße, sagt Johannes Trampert (51). Der Saar-AfD-Chef und Kriminalbeamte fordert im Gespräch mit SZ-Redakteur Pascal Becher, den Pegida-Protest nicht zu boykottieren.

In Ostdeutschland ruft Pegida zum Widerstand gegen die "Islamisierung des Abendlandes" auf. Wie stehen Sie dazu?

Trampert: Die Islamisierung Europas und Deutschlands beschäftigt viele Menschen - aus allen Schichten. Die Ängste der Menschen hat die Politik bisher schwer vernachlässigt und oft verharmlost. Deshalb sind diese Demonstrationen entstanden und deshalb hat Pegida auch diesen Zuspruch. Die Politik muss nun umgehend darauf reagieren.

Welche sind das?

Trampert: Die Menschen fürchten, dass beispielsweise in Deutschland Menschen radikalisiert und zu IS-Kämpfern werden. Hinzu kommen noch Ängste vor Bombenanschlägen, zu denen radikale Islamisten weltweit aufgerufen haben. Auch gibt es Regeln im Islam , die unserem Demokratieverständnis widersprechen. Wir haben in Artikel 3 des Grundgesetzes einen Gleichheitsanspruch. Dieser ist ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Im Islam gibt es das nicht. Hier kann beispielsweise ein Mann entscheiden, ob seine Frau komplett verschleiert herumläuft.

Sind Sie für ein Burka-Verbot?

Trampert: Mir ist es gleich, welche Religion mein Nachbar hat. Jeder kann seine Religion haben. Aber es sollte nicht sein, dass es in einer Glaubensrichtung Tendenzen gibt, Menschen zu unterdrücken - und im Extremfall sogar Andersdenkende zu vernichten. Das hatte auch schon mal die katholische Kirche versucht - so etwas darf es nicht geben.

So positiv sehen nicht alle Parteien und Extremismus-Forscher Pegida. Sie halten sie für rechtsextrem und rufen zum Boykott auf.

Trampert: Was wir bei den Demos erleben, sind zum Großteil die Ängste ganz normaler Bürger. Leider gibt es dabei auch ex treme Kräfte - Rechte und Linke -, die das für ihre Ziele ausnutzen wollen. Denen dürfen wir den Dialog über den Islam in Deutschland nicht überlassen. Umso wichtiger ist es ja, dass die Politik jetzt reagiert. Sie muss die Sorgen der Menschen aufnehmen und sich darum kümmern. Einen Boykott halte ich prinzipiell für falsch. In unserem Land herrscht Meinungsfreiheit. Die gilt auch, wenn mir die Meinung des anderen nicht gefällt. Unabdingbar ist jedoch eine absolute Gewaltfreiheit der Demonstrationen .

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