Die Eingeweihten

Der Fall des SPD-Innenpolitikers Sebastian Edathy hat sich zu einer großen Politaffäre entwickelt. Einige hochrangige Leute wussten früh über die drohenden Ermittlungen gegen Edathy Bescheid. Die Personen im Überblick.

Sigmar Gabriel: Der SPD-Chef und Vizekanzler ist der Erste in der Kette, der die ihm von Friedrich gesteckten Informationen im Fall Edathy weitererzählt hat - an zwei SPD-Kollegen. Die Affäre ist für ihn nach Wochen des Höhenflugs unangenehm. Es steht die Frage im Raum, ob Edathy von irgendwoher einen Wink bekommen hat, dass Ermittlungen drohen. Als Bundeswirtschaftsminister will Gabriel die Energiewende auf Kurs bringen und den Strompreis bändigen. Als SPD-Chef hat er in einem klugen Prozess seine Partei von der großen Koalition überzeugt und der Union viel abgetrotzt.

Thomas Oppermann: Sah sich schon als Innenminister, ist bestens vernetzt. Wäre gerne ins Kabinett gegangen, aber Gabriel brauchte nach dem Wechsel von Frank-Walter Steinmeier ins Außenamt einen fähigen Nachfolger als SPD-Fraktionschef. Oppermann - damals noch Fraktionsgeschäftsführer - rief im Herbst gleich beim BKA-Präsidenten an, als Gabriel ihm von dem Fall Edathy erzählt hatte, und ließ sich die Angaben angeblich bestätigen. Sagt wie Gabriel, er habe nie mit Edathy darüber geredet - es sei Vertraulichkeit vereinbart worden. Im Dezember weihte er noch seine Nachfolgerin als Fraktionsgeschäftsführerin, Christine Lambrecht, ein. Ging mit einer Erklärung in die Offensive, die die ganzen Turbulenzen auslöste. Auch er ist wie Gabriel und Edathy Niedersachse.

Jörg Ziercke: Leitet seit 2004 Deutschlands oberste Polizeibehörde, das Bundeskriminalamt (BKA). Der gebürtige Lübecker hat das Polizeihandwerk von der Pike auf gelernt. In zehn Jahren an der BKA-Spitze sah der SPD-Mann Ziercke vier Bundesinnenminister als Chefs kommen und gehen und vertrat kraftvoll die Interessen seines über 5000 Beamte starken Apparates. Vom BKA aus gelangte der Hinweis auf Edathy zu Friedrich. Ziercke widerspricht aber Oppermanns Angaben über das gemeinsame Telefonat: Der BKA-Mann betont, er habe sich nicht zum Sachverhalt geäußert. Ziercke und Edathy begegneten sich im NSU-Untersuchungsausschuss: Edathy als Vorsitzender, Ziercke dagegen als Zeuge. Sie gerieten dort wegen der Rolle des BKA im Fall NSU häufiger aneinander.

Zum Thema:

Auf einen BlickIm Jahr 2012 hat die Polizeiliche Kriminalstatistik bei "Besitz und Verschaffung von Kinderpornografie" 3239 Fälle erfasst. Ein Jahr zuvor waren es nach Angaben des Bundeskriminalamts noch 3896 Fälle gewesen. Das Jahr 2010 lag in etwa auf dem Niveau von 2012. 2007 hatte es einen Höchststand mit fast 9000 erfassten Fällen gegeben. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Zahlen vor. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort