Deutschland fällt bei Akademiker-Ausbildung international zurück

Berlin. Es gibt einen "Hunger nach Wissen", meinte gestern Barbara Ischinger bei der Vorstellung einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die meisten Länder hätten deshalb die Investitionen in Bildung angehoben. Deutschland liegt bei den Ausgaben aber nur im Mittelfeld, was die globale Wettbewerbsfähigkeit gefährden könne

Berlin. Es gibt einen "Hunger nach Wissen", meinte gestern Barbara Ischinger bei der Vorstellung einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die meisten Länder hätten deshalb die Investitionen in Bildung angehoben. Deutschland liegt bei den Ausgaben aber nur im Mittelfeld, was die globale Wettbewerbsfähigkeit gefährden könne. Dazu passt ein noch größeres Problem: Die Bundesrepublik verliert bei der Ausbildung von hoch qualifiziertem Nachwuchs international weiter an Boden. Die wichtigsten Fragen und Antworten aus der Studie:Ist der Bedarf an Hochqualifizierten noch zu decken?Antwort: Kaum. Der Anteil der Studienanfänger sowie der Absolventen ist in den meisten OECD-Ländern deutlich schneller gewachsen als in Deutschland. Schon jetzt gibt es laut Ischinger mehr Arbeitsplätze für Hochqualifizierte als Arbeitskräfte. Insbesondere in naturwissenschaftlich-technischen Fächern ist die Absolventenquote im Vergleich zu anderen Ländern zu gering. In Deutschland sind es nur 1423 je 100000 Erwerbstätige im Alter von 25 bis 34 Jahren, der OECD-Durchschnitt beträgt 1649.Wie steht Deutschland bei den Studienabbrechern da?Antwort: Vergleichsweise gut. Mit 23 Prozent liegt die Zahl der Studienabbrecher an Universitäten und Fachhochschulen deutlich unter dem OECD-Schnitt von 31 Prozent. Nur in Frankreich, Belgien, Dänemark und Japan schmeißen weniger Studenten ihr Studium vorzeitig hin.Frauen oder Männer - wer hat die Nase an den Unis vorn?Antwort: Die Frauen. Im Jahr 2000 stellten sie bereits die Hälfte der Studierenden, jetzt sind sie mit 55 Prozent der Studienanfänger die Mehrheit - der OECD-Schnitt liegt bei 54 Prozent. Bei den Ingenieuren liegt der Frauenanteil indes mit 16 Prozent klar unter dem OECD-Mittel von 22 Prozent, deutlich besser repräsentiert sind sie mit 35 Prozent in Mathematik und Informatik (OECD: 24). Besonders hoch ist der Frauenanteil in den gesundheits- und geisteswissenschaftlichen Fächern.Was muss getan werden, um mehr junge Menschen zum Studieren zu bewegen?Antwort: Während im Schnitt der Industriestaaten inzwischen 56 Prozent eines Jahrganges ein Studium beginnen, stagniert diese Quote in Deutschland bei 37 Prozent. Um mehr junge Menschen aus einkommensschwächeren Elternhäusern für ein Studium zu gewinnen, plädiert die OECD für ein Stipendien-System. Dies sei wirksamer, als die Finanzierung von Studiengebühren über Kredite. Lohnt sich ein Studium überhaupt noch finanziell?Antwort: Auf alle Fälle. Hochqualifizierte haben ihren Einkommensvorsprung gegenüber Arbeitnehmern mit Berufausbildung ausgebaut, was auch belegt, dass der Bedarf durch die Absolventenzahlen nicht gedeckt wird. Sie verdienen im Schnitt 64 Prozent mehr, 2000 lag der Einkommensvorteil noch bei 43 Prozent.Welchen Ruf hat der Uni-Standort im Ausland?Antwort: Einen guten. Laut OECD ist Deutschland eines der wichtigsten Zielländer für ausländische Studierende - nach den USA und Großbritannien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort