"Deutsche sind Europas Musterschüler"

Saarbrücken. Wenn es um den Krümmungsgrad von Gurken geht, versteht Doris Pack keinen Spaß mehr. Das Thema bringt sie auf die Palme. Energisch erklärt sie dann, dass nicht die EU vorgeschrieben hat, wie gekrümmt Gurken sein dürfen, sondern ein Normungsausschuss des Handels. Die EU habe bis zum vergangenen Jahr lediglich die entsprechenden Vorgaben des Handels verkündet

Saarbrücken. Wenn es um den Krümmungsgrad von Gurken geht, versteht Doris Pack keinen Spaß mehr. Das Thema bringt sie auf die Palme. Energisch erklärt sie dann, dass nicht die EU vorgeschrieben hat, wie gekrümmt Gurken sein dürfen, sondern ein Normungsausschuss des Handels. Die EU habe bis zum vergangenen Jahr lediglich die entsprechenden Vorgaben des Handels verkündet. Alles andere sei "eine Ente". Auch sonst gibt es einiges, über das sich die 67-Jährige echauffieren kann. Gerade in der Europa-Politik oder bei denen, die sie zu verantworten haben. Dann sprudeln die Sätze aus ihr heraus. Zum Beispiel wenn sie von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) spricht - den sie "sehr schätzt" - ihm aber auch die Leviten liest, weil er das Büro des Bundestags in Brüssel in englischer Sprache eröffnet, wobei er doch immer darauf drängt, in der EU mehr Deutsch zu reden.

Es ist ja auch ein Anliegen ihrer Partei, den Status des Deutschen in den EU-Institutionen aufzuwerten. Klaren Vorrang haben nach wie vor Englisch und Französisch. Pack will das Thema "unaufgeregt" behandelt wissen, pocht aber darauf, "dass Deutsch die meist gesprochene Sprache in Europa ist". Erst Recht, seit mehrere Länder aus Osteuropa beigetreten seien. In der Vergangenheit wurde aber immer wieder Kritik laut, weil offizielle Ausschreibungen für Unternehmen nicht auf Deutsch erhältlich waren. Das will sie ändern. Dass Deutsch einen geringeren Stellenwert als Französisch und Englisch hat, sei auch historisch bedingt, sagt Pack. "Zur Gründungszeit waren die Deutschen froh, dass sie dabei waren und sind nicht fordernd aufgetreten. Im Gegenteil, wir waren die Musterschüler, die sich anderen angepasst haben. Typisch deutsch."

Mit großer Sorge blickt Pack nach Südosteuropa, wo mehr als ein regionaler Konflikt schwelt. Als Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Südosteuropas und Berichterstatterin für Bosnien-Herzegowina kennt sie die Region sehr gut. Und auch die Spannungen zwischen Griechenland und Mazedonien wegen der Bezeichnung "Mazedonien", die Griechenland nicht anerkennen will. Stabilität wünscht sie sich für die Region und die EU. Darum besteht sie darauf, dass Beitrittskandidaten alle Kriterien erfüllen müssen. Da habe die EU in der Vergangenheit Fehler gemacht: "Rumänien und Bulgarien hätte man damals nicht aufnehmen sollen", sagt Pack. Und die Türkei? Die schon gar nicht, findet sie, "weil Tradition und Kultur der Türkei nicht mit der europäischen Idee zu vereinbaren sind". Darüber hinaus stelle sich die Frage der Aufnahmefähigkeit der EU: "Wenn wir die Türkei aufnehmen, dann können wir zu Georgien und zur Ukraine nicht nein sagen."

Vehement wehrt sich Pack gegen den Vorwurf, der Nutzen von Europa sei zu gering für die Menschen. Offene Grenzen, Niederlassungsfreiheit oder verbrauchernahe Entscheidungen wie die Liberalisierung der Telefonmärkte nennt sie als Beispiele für gelungene Politik. Räumt aber auch ein, dass die Erfolge schlecht kommuniziert würden. Sollte sie am 7. Juni wieder den Sprung ins EU-Parlament schaffen, wird sie weitere fünf Jahre Zeit haben, daran zu arbeiten.

Zur Person

Doris Pack (CDU), geboren am 18. März 1942 in Schiffweiler, hat Pädagogik studiert und das Lehrerexamen für Grund- und Hauptschule abgelegt. Pack ist seit fast 40 Jahren politisch aktiv. Seit 1989 ist sie Mitglied des Europäischen Parlamentes. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Bildung, Kultur und die Beziehungen zu Südosteuropa. Daneben bekleidet sie ehrenamtliche Funktionen, unter anderem als Vorsitzende der europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse. Pack kandidiert bei der Europawahl für die CDU auf Platz eins der Landesliste. jöw

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