Deutsche Auto-Branche im Zwielicht

Wolfsburg · Manipulierte Abgas-Tests bei VW-Autos schrecken die gesamte Branche auf. Auch die Konkurrenz steht nun unter Verdacht. Der Druck auf Konzernchef Winterkorn wächst.

Die geschönten Abgas-Tests bei VW-Dieselfahrzeugen in den USA rücken die gesamte Auto-Branche ins Zwielicht. Der ökologische Verkehrsclub VCD bezeichnete die Manipulationen gestern "als Spitze des Eisbergs". Es sei "mit Sicherheit anzunehmen, dass neben Volkswagen auch andere Konzerne die Abgaswerte manipulieren, und das nicht nur in den USA", erklärte VCD-Sprecher Gert Lottsiepen. Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe setzen andere Hersteller ähnliche Methoden wie VW ein, um Abgaswerte zu manipulieren.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) will nun sämtliche Diesel-Modelle von VW auf dem deutschen Markt überprüfen lassen. Er habe das Kraftfahrtbundesamt angewiesen, umgehend "strenge spezifische Nachprüfungen zu veranlassen", sagte er. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD ) nannte die Manipulationen einen "schlimmen Vorfall". Dennoch bleibe "Made in Germany" ein Qualitätsmerkmal.

Nach Angaben der US-Umweltbehörde entwickelte Volkswagen eine spezielle Software, um die Vorgaben zur Luftreinhaltung zwar bei Tests einzuhalten, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos. Der Skandal erschütterte auch das Vertrauen der Anleger: An der Frankfurter Börse verlor die VW-Aktie zeitweise mehr als ein Fünftel an Wert. Der Börsenwert sackte damit um bis zu 15 Milliarden Euro ab.

Neben dem Imageverlust drohen Volkswagen Strafzahlungen von bis zu 16 Milliarden Euro sowie Rückrufkosten und Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären. Für die betroffenen Modelle erließ der Konzern einen Verkaufsstopp in den USA. Heute werde der innerste Zirkel des Aufsichtsrats bei einem Krisentreffen über das Thema beraten, verlautete aus VW-Kreisen. Dabei steigt der Druck auf Konzernchef Martin Winterkorn . Dessen angekündigte Vertragsverlängerung steht am Freitag auf der Tagesordnung des Aufsichtsrats. Der frühere Continental-Manager Thomas Sattelberger forderte gestern ebenso wie Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer den Rücktritt des VW-Chefs. > e, Interview, : Meinung

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