Der Weltmeister grillt auch im Winter

Ballweiler. Der Mann macht das, was alle machen im Saarland: Grillen, Schwenken, Bruzzeln. Nur besser. Und anders. Denn während sich der Ottonormal-Schwenker meist damit begnügt, fertig eingelegtes Grillgut vom Metzger auf den Rost zu legen und kurz vor dem Verzehr gegebenenfalls mit einer Bierdusche abzuschmecken, geht Thomas Zapp gerne ein paar Schritte weiter

Ballweiler. Der Mann macht das, was alle machen im Saarland: Grillen, Schwenken, Bruzzeln. Nur besser. Und anders. Denn während sich der Ottonormal-Schwenker meist damit begnügt, fertig eingelegtes Grillgut vom Metzger auf den Rost zu legen und kurz vor dem Verzehr gegebenenfalls mit einer Bierdusche abzuschmecken, geht Thomas Zapp gerne ein paar Schritte weiter.

Seit vier Jahren etwa sind er und seine Frau Silvia leidenschaftliche Anhänger der Gourmet-Variante des Grillens. Soll heißen im Hause Zapp in Blieskastel-Ballweiler wird mit den verschiedensten Sorten Fleisch und Gemüse, Teig- und Wurstwaren, aber auch mit Fisch, Käse und Obst experimentiert und probiert. "Man muss sich das vorstellen wie in einem Spitzenrestaurant, dort geht man auch nur hin, weil man nicht das Alltägliche zu erwarten hat", sagt einer, der es wissen muss. Denn der 47-Jährige ist amtierender Grill-Weltmeister. Dazu mehrfacher deutscher Meister - und ein gefragter Mann. Neulich erst durfte er in der Bel Etage am Deutsch-Französischen Garten bei einem Spitzentreffen der saarländischen Gastronomie über seineGrill-Erfahrung erzählen. Immer mehr Restaurant-Besitzer, sagt Thomas Zapp, wollen der Krise mit neuen Ideen und Konzepten begegnen. "Da kann auch das Grillen eine große Rolle spielen." Auch bei "Spiegel-TV" und im ZDF durften er und seine neun Mannschaftskameraden des Teams "TB & the BBQ-Scouts" über ihre Begeisterung für den Grill-Sport erzählen. Richtig gelesen: Grill-Sport.  "Ja", sagt der gelernte Betriebswirt, der bei Bosch in Homburg im Qualitätsmanagement beschäftigt ist, "Grillen bei Meisterschaften ist harter Sport." Das bedarf einer Erklärung, gilt doch Grillen gemeinhin als vergnügliche Freizeitgestaltung mit beträchtlichem Event-Charakter und Gerstensaft-Umsatz. "Wenn wir bei Veranstaltungen wie dem in der Szene hoch geschätzten Berlin-Barbecue

zwölf Stunden bei 25 Grad Außentemperatur und über 100 Grad am Grill im Einsatz sind, ist man hinterher mindestens so geschlaucht wie nach einem Ausdauerwettkampf im Sport", sagt Thomas Zapp. Zumal, wenn die Veranstaltung am Sandstrand ausgetragen werde. Sichtlich stolz schiebt er hinterher, dass sein Team auch dort den ersten Preis gewinnen konnte. Als Schmankerl wird noch verraten, dass für die anschließende feucht-fröhliche Siegesfeier beim Pizzaservice 15 Pizzen für die Mannschaft geordert wurden, weil sie von ihrem leckeren Grillgut - wegen des Wettkampf-Stresses - nichts abbekommen haben.

Aber wie findet ein sympathischer Zeitgenosse wie Thomas Zapp, der, wie er sagt, gerne erzählt, feiert und isst, als Amateur den Zugang zur Welt des Profi-Grillens? "Durch Zufall über das Internet", so seine Kurzerklärung. In der Langversion gibt er zu verstehen, dass Grillen schon immer seine Leidenschaft war. Er mit sechs Jahren zum ersten Mal ein paar Würstchen bruzzeln wollte und sich deshalb von seinen Eltern "ein paar Streichhöltzer besorgt" hat. "Als Brennmaterial hatte ich Heu auserkoren. Musste allerdings feststellen, dass dies sehr schnell abbrannte.  Also hab ich den ganzen Heuhafen angezündet; endlich mal ein anständiges Feuer. Und der Feuerwehr, die gerufen werden musste, hat es auch gefallen." Sein schelmisches Grinsen verrät an dieser Stelle: Aller Anfang ist schwer. Thomas Zapp, der auch auf den Szene-Namen "Grill-Mäschda" (hochdeutsch: Grillmeister) hört, blickt nach diesem noch glimpflich verlaufenen Frühstart auf mittlerweile 41 Jahre Erfahrung am Rost zurück und hat natürlich auch für den Normalo-Griller oder -Schwenker ein paar Tipps auf Lager. Das Wichtigste, sagt er: "Gute Handschuhe und eine lange Grillzange." Und gerne mal neue Rezepturen ausprobieren. Es muss ja vielleicht nicht gleich das Mehrgang-Menü sein, dessen Bestandteile so exotische Namen wie "Bratwurst Key West" (Würzige Krabbenbratwurst mit Brotfladen), "Salmonk's Tesselate" (Mosaik von Seeteufel, Lachs und Flusskrebs-Schwänzen) oder "Cattleman's Dream" (Rinderhüfte mit raffinierter Füllung) tragen. Zu Hause im kleinen Garten des gemütlichen Häuschens stehen zwecks ständigen Trainings fünf völlig unterschiedliche Grill- und Schwenk-Apparaturen, die, wie der so genannte Wassersmoker, schon mal an den knuffigen Sonderling R2-D2 aus den Star-Wars-Filmen erinnern. "Mein Mann und ich grillen fast täglich. Weil es uns Spaß macht, aber auch, weil es das beste Training ist", sagt Silvia Zapp, die starke und stolze Frau an der Seite des Grill-Weltmeisters. Der gibt schmunzelnd zum Besten, dass er sogar besonders gerne im Winter grillt, "dann wenn es schneit".

Seinen vorläufigen Lieblings-Termin aber hat Thomas Zapp heute.  Dann ist er zu Gast in der Saarbrücker Staatskanzlei und darf seinem Landesvater Peter Müller eine kleine Lektion in der hohen Kunst des Freiluftbruzzelns geben. Dem Vernehmen nach soll der Ministerpräsident in dieser Disziplin ja noch einige - für Saarländer untypische - Schwächen haben. Müller hatte erst kürzlich die Feuerwehr im Eppelborner Privathaus, nachdem sein Gasgrill in Flammen aufgegangen war. "Mein Mann und ich grillen quasi täglich, auch, weil es das beste Training für Wettkämpfe ist."

Silvia Zapp

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