Der stille schwäbische Milliardär

Berlin. Beinahe unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit baute er sein riesiges Firmenimperium auf und wurde so zu einem der reichsten Deutschen. Zuletzt aber war der Pharma-Milliardär Adolf Merckle im Zuge der Finanzkrise in massive Schwierigkeiten geraten. Und nun ist der 74-Jährige tot. Nach Angaben seiner Familie nahm sich Merckle das Leben

 Adolf Merckle zeigte sich selten öffentlich. Foto: Seeger-Press

Adolf Merckle zeigte sich selten öffentlich. Foto: Seeger-Press

Berlin. Beinahe unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit baute er sein riesiges Firmenimperium auf und wurde so zu einem der reichsten Deutschen. Zuletzt aber war der Pharma-Milliardär Adolf Merckle im Zuge der Finanzkrise in massive Schwierigkeiten geraten. Und nun ist der 74-Jährige tot. Nach Angaben seiner Familie nahm sich Merckle das Leben. "Die Notlage seiner Firmen und die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, haben den leidenschaftlichen Familienunternehmer gebrochen", erklärten die Angehörigen.

Versteckt leben, um glücklich zu leben - das schien die Devise des Milliardärs gewesen zu sein, dessen Vermögen auf rund sieben Milliarden Euro geschätzt wird. Außerhalb Deutschlands beinahe unbekannt, lebte Merckle zurückgezogen und fernab von jeglichem Medienrummel in dem schwäbischen 12 000-Seelen-Ort Blaubeuren. Und so war es auch nicht er selbst, sondern seine Söhne, die im November bestätigten, dass Merckle durch Fehlspekulationen mehrere Millionen Euro verloren hatte.

Merckle galt als bescheiden, liebte Bergsteigen statt ausschweifenden Luxus und verkörperte eher das Erscheinungsbild des ruhigen Großvaters als das eines hungrigen Kapitalisten. Umso schwerer fiel es dem 74-Jährigen, das Bild des leichtsinnigen Spekulanten zu akzeptieren, das ihm die Medien seit seinem folgenschweren Aktien-Reinfall aufluden. Er als Unternehmer sei immer gewisse Risiken eingegangen und habe schon viele so genannte Börsencrashs überstanden, konterte er in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Mit einer Banken- und Finanzkrise in diesem Ausmaß konnte ich jedoch nicht rechnen."

Merckle wurde 1934 in Dresden geboren. Ende der 60er Jahre erbte er das kleine Pharmaunternehmen seines Vaters, das damals 80 Mitarbeiter beschäftigte. Schritt für Schritt baute er es zu einem weit verzweigten Imperium aus, das einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro erwirtschaftete und weltweit etwa 100 000 Angestellten beschäftigte. Zum Firmenimperium Merckles gehören unter anderem der Medikamentenhersteller Ratiopharm sowie der Zementhersteller Heidelberg-Cement.

Merckle war in Bedrängnis geraten, weil einige seiner Firmen hoch verschuldet sind und im Zuge der Finanzkrise drastisch an Wert verloren hatten. Die Banken verlangten wegen der Fehlspekulation mit VW-Aktien zudem nach mehr Sicherheiten für ihre Kredite. Noch kurz vor Weihnachten hatte Merckles Holding VEM mitgeteilt, dass eine Lösung zur Rettung von Merckles Firmengruppe gefunden worden sei. Doch der Druck schien dem Milliardär zuletzt doch zu groß geworden zu sein. "Adolf Merckle hat für seine Familie und seine Firmen gelebt und gearbeitet", erklärt seine Familie. "Die Unsicherheiten der letzten Wochen haben ihn gebrochen."

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