Vatikan Der Stellvertreter Christi sichert seine irdische Nachfolge

Rom · Morgen ernennt Papst Franziskus in Rom fünf neue Kardinäle. Es sind typische „Franziskaner“, mit denen der Argentinier seine Macht weiter festigt.

() Vor vier Jahren wurde Papst Franziskus bei seiner Wahl von einem genügenden Teil der damals 115 Kardinäle für den richtigen Kapitän gehalten, um einen neuen Kurs für die katholische Kirche einzuschlagen. Doch Kardinäle kommen und gehen. Und wer als Brückenbauer seinen Baustil über die eigene Amtszeit hinaus fortgesetzt wissen will, muss eben auch dieses Wahlgremium in seinem Sinne prägen. Kardinäle verlieren mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren ihr Stimmrecht bei der Papstwahl. Zudem hat Johannes Paul II. einst die Obergrenze der Wähler auf 120 festgelegt. Das heißt: Die Zusammensetzung des päpstlichen Ältestenrates kann sich binnen weniger Jahre gründlich ändern. Das ist mittlerweile geschehen, und deshalb ist Franziskus jetzt gefordert.

Morgen wird Papst Franziskus zum vierten Mal während seiner Amtszeit neue Kardinäle „kreieren“, wie die theologische Bezeichnung lautet. Die Ernennung von Kardinälen wird traditionell mit einer Zeremonie im Petersdom gefeiert. Doch sie ist in erster Linie ein kirchenpolitisches Machtinstrument. Denn der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden schafft seine engsten Mitarbeiter und den Kreis, aus dem eines Tages sein Nachfolger gewählt wird, selbst.

Dass Franziskus überraschenderweise in seinem vierten Amtsjahr bereits das vierte Konsistorium einberuft, ist dabei offenbar seinem Willen geschuldet, das Kollegium so stark und so schnell wie möglich nach seinen Vorstellungen zu prägen. Auffällig ist dabei, dass Franziskus nur fünf neue Kardinäle ernennt, die alle unter 80 Jahre alt sind und damit in einem möglichen Konklave wahlberechtigt wären. Bislang ernannte der Mann aus Argentinien immer mindestens ein Dutzend neuer Kardinäle gleichzeitig. Ähnlich verfuhr der deutsche Papst, Benedikt XVI., im November 2012, als er den Entschluss zu seinem Rücktritt bereits gefasst hatte und nur sechs Kardinäle kreierte. Damit bereitete Benedikt das Konklave vor, aus dem im März 2013 Franziskus hervorging. Ob auch Franziskus seinen Rücktritt ins Auge fasst, ist nicht bekannt. In einem Interview anlässlich seines 80. Geburtstages im vergangenen Dezember erklärte der Papst, er denke, sein Pontifikat werde kurz sein, „vier, fünf Jahre“.

Jedenfalls hat Franziskus bei seinen bislang drei Konsistorien schon eifrig Kardinäle in eigener Sache gemacht. Er ist dabei, wie immer, „an die Ränder“ gegangen: Tonga statt Brüssel, Kapverden statt Venedig. Solcherart ernstgenommene Problemkinder der Weltkirche werden beim nächsten Konklave wohl nicht den Kandidaten des alteuropäischen Establishments wählen. Bei der vatikanischen Reise nach Jerusalem waren zuletzt qua runden Geburtstagen außergewöhnlich viele Plätze frei geworden. Franziskus hat die Gunst der Stunde genutzt, um die zuletzt entstandenen Lücken optimal auszufüllen – und bleibt seiner Linie dabei treu.

Mit den fünf neu ernannten Kardinälen zählt der Senat des Papstes nunmehr 225 Mitglieder, davon 121 Wahlberechtigte. Und die fünf Neuen sind typische „Franziskanische“: mit einer Ausnahme – dem Erzbischof von Barcelona Juan Jose Omella (71) – kommen sie von den fast sprichwörtlichen Rändern der Weltkriche. Morgen  kreiert Papst Franziskus im Petersdom Bischöfe aus Mali, Laos, San Salvador und Schweden. Erzbistümer wie Turin, Berlin oder das Patriarchat von Venedig gehen erneut leer aus.

Franziskus lässt damit eine klare Linie bei den Ernennungen erkennen. Er will das europäisch und italienisch geprägte Kollegium internationalisieren.

Kirchenpolitisch bedeutsam ist die Ernennung von Gregorio Rosa Chávez aus El Salvador, einem engen Vertrauten des 1980 ermordeten Erzbischofs Oscar Romero, den Franziskus im Jahr 2015 selig sprechen ließ. Wie Romero wurde auch Rosa Chávez von der Befreiungstheologie geprägt, der 74-Jährige ist zudem nur Weihbischof, wird aber trotzdem Kardinal.

Den Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, lernte Franziskus bei den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation Ende Oktober im schwedischen Lund besser kennen. Arborelius trat als 20-Jähriger von den Lutheranern zur katholischen Kirche über, ist in der Ökumene und in der Flüchtlingshilfe aktiv und betreut aus römischer Sicht eine katholische Peripherie. Zum Politikum ist schließlich die Kardinalsernennung von Jean Zerbo, dem Erzbischof von Bamako in Mali, geworden. Zerbo (73) gilt als Kämpfer für Frieden und Versöhnung in seinem von Unruhen geprägten Land.

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