Von SZ-RedakteurinStefanie Marsch

Der Freispruch für den Chirurgen scheint auf den ersten Blick unverständlich. Fakt ist aber, dass die Manipulation der Wartelisten zum Zeitpunkt, als sie begangen wurden, noch nicht strafbar war. Moralisch ist das Handeln des Arztes zweifellos zu verurteilen - und der Schaden für die gesamte Transplantationsmedizin dramatisch. Die eingebrochenen Organspendezahlen belegen das.

Zugleich hat der Prozess eine weitere Grundsatzdebatte angestoßen: Der Richter hält die Richtlinien der Ärztekammer für die Vergabe von Organen für verfassungswidrig. Tatsächlich ist die Frage, wer die lebensrettende Operation erhält oder nicht, nicht nur eine medizinische, sondern auch eine ethische. Dieser muss sich der Gesetzgeber annehmen - und der ist jetzt gefordert.