Der Papst spricht ein Machtwort

Ob die Jagd auf den Mann jetzt aufhört, der in manchen Medien nur noch als „Protz-Bischof“ auftaucht, bleibt abzuwarten. Jedenfalls hat Papst Franziskus Franz-Peter Tebartz-van Elst vorübergehend von seinen Aufgaben als Seelsorger und Verwalter der Diözese Limburg entbunden.

 Papst Franziskus hat Bischof Tebartz-van Elst vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden.

Papst Franziskus hat Bischof Tebartz-van Elst vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden.

 Ist die vom Papst verordnete Auszeit ein Fingerzeig für Franz-Peter Tebartz-van Elst? Der Bischof von Limburg wird vorerst nicht in seine Diözese zurückkehren können. Fotos: dpa

Ist die vom Papst verordnete Auszeit ein Fingerzeig für Franz-Peter Tebartz-van Elst? Der Bischof von Limburg wird vorerst nicht in seine Diözese zurückkehren können. Fotos: dpa

Das gab der Vatikan gestern bekannt. "In der Diözese ist es zu einer Situation gekommen, in welcher der Bischof ( . . . ) seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann", hieß es im vatikanischen Presseamt. Der Heilige Stuhl halte es für angeraten, dem Limburger Bischof "eine Zeit außerhalb der Diözese zu gewähren". Der vor allem im Zusammenhang mit den Kosten für den neuen Bischofssitz (31 Millionen Euro) und wegen eines Antrags auf Strafbefehl der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen Falschaussage in die Kritik geratene Tebartz-van Elst wird also vorerst nicht in sein Bistum zurückkehren. Er soll an einem bislang unbekannten Ort eine Auszeit bekommen. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" könnte es sich dabei um die Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg handeln. Dies wurde vom Vatikan jedoch nicht bestätigt. In der Abtei hieß es auf Anfrage, über einen Aufenthalt des Bischofs sei nichts bekannt.

Als Vertreter setzte der Papst mit sofortiger Wirkung den bisherigen Stadtdekan von Wiesbaden, Wolfgang Rösch, ein. Der 54 Jahre alte Rösch stammt aus der Diözese Limburg, wo er seit 1991 als Pfarrer tätig ist und sechs Jahre lang das Limburger Priesterseminar leitete. Er gilt als enger Vertrauter von Tebartz-van Elst und wurde von diesem zum Generalvikar ernannt. Dieses Amt sollte Rösch zum 1. Januar 2014 antreten. Ein Generalvikar leitet normalerweise die bischöfliche Verwaltungsbehörde und ist an die Weisungen des Bischofs gebunden. Rösch leitet die Diözese nun vorübergehend und in Abwesenheit des Bischofs.

Der Heilige Stuhl machte keine Angaben darüber, wie lange der 53-jährige Tebartz-van Elst nicht in die Diözese Limburg zurückkehren wird. In diesem Zusammenhang war die gewählte Formulierung auffällig, der Bischof könne seinen Dienst "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben". Seine Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt wurde so ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Zeitungsberichten zufolge könnte es sich um eine Auszeit von zwei bis drei Monaten handeln. Solange könnte auch die von der deutschen katholischen Bischofskonferenz eingesetzte Prüfungskommission benötigen, um ein Ergebnis vorzulegen. Sie ist seit vergangenen Freitag im Einsatz und soll die Finanzen des Bistums im Hinblick auf den Bau des Bischofssitzes untersuchen. Vatikansprecher Federico Lombardi verwies auf die Bedeutung der Prüfungskommission. "In der Erklärung wird die Rolle der Kommission hervorgehoben", sagte er. Die Auszeit für den Limburger Bischof werde "in Erwartung der Ergebnisse besagter Prüfung und der damit verbundenen Vergewisserung über diesbezügliche Verantwortlichkeiten" gewährt. Diesen Worten zufolge könnte es im Vatikan zu einer definitiven Entscheidung über die Situation im Bistum Limburg kommen, sobald die Kommission ihre Ergebnisse vorgelegt hat.

In Kirchenkreisen ist von einem Erfolg des Limburger Bischofs die Rede. Die Zeitschrift "Bunte" berichtet, Tebartz-van Elst habe bei seiner Papst-Audienz am Montag "Rückhalt und sachliche Hilfe" gefunden. Einen "Vatikan-Insider" zitiert das Blatt mit den Worten: "Im Umfeld des Papstes ist man überzeugt davon, dass er den Bischof nicht opfern wird. Papst Franziskus ließ sich schon in Buenos Aires nicht von der öffentlichen Meinung treiben." Die Audienz bei Franziskus am Montag sei für den Limburger Bischof "sehr gut" verlaufen. Diese Äußerungen erinnern an die Worte des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der von einer "Medienkampagne" gegen den Bischof gesprochen hatte.

Offenbar wird diese Sichtweise auch auf höchster Vatikan-Ebene geteilt. Vatikansprecher Lombardi wies darauf hin, der Papst habe in den vergangenen Tagen mit mehreren Personen über den Fall beraten. Es habe Gespräche mit dem Präfekten der zuständigen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, und dem Apostolischen Gesandten nach Limburg, Kardinal Giovanni Lajolo, gegeben. Am Montag sprach der Papst außerdem auch mit dem Kölner Erzbischof Joachim Meisner über den Fall. Vergangene Woche war der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zur Audienz bei Franziskus. Zollitsch zeigte sich gestern erleichtert von der neuen Entwicklung. In einer Erklärung sagte er, mit der Entscheidung in Rom "wird ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen".

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