SZ-Interview zur NRW-Wahl „Das ist der Sog der Mitte“

Berlin · Karl-Rudolf Korte sieht eine Renaissance traditioneller Parteien.

 Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte Foto: dpa

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Die Wahlbeteiligung ist bei den jüngsten drei Landtagswahlen gestiegen. Warum das so ist, erklärt Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen, im SZ-Interview.

Woher rührt die gewachsene Politisierung in der Gesellschaft?

KORTE Diese Repolitisierung hängt zweifellos mit den internationalen Krisenerscheinungen zusammen. Brexit, Trump, um nur zwei Stichworte zu nennen. Die Demokratie ist unter Druck geraten. Das spüren viele Menschen. Und wenn das System von innen und außen unter Druck ist, dann bringen sich auch mehr Menschen ein, um mit ihren Stimmen die Stimmung zu beeinflussen.

Gerade der Aufstieg der AfD verdankt sich maßgeblich früheren Nichtwählern. Nun scheint diese Entwicklung ins Stocken geraten zu sein. Wie erklären Sie sich das?

KORTE Durch ein sehr lernfähiges System. Wir haben es mit konjunkturellen Nichtwählern zu tun, die sich mal mehr und mal weniger begeistern lassen. Lernfähiges System heißt, dass etablierte Parteien inhaltliche Alternativen wieder stärker herausstellen.

Die AfD hat den Etablierten Beine gemacht?

KORTE Wenn man so will, ja. Lernfähig heißt auch, sich bei Themen zu bedienen, die eine Partei wie die AfD als Defizit aufgedeckt hat. Man denke nur an das geschwundene Sicherheitsgefühl vieler Menschen im Zusammenhang mit der starken Fluchtbewegung. Die AfD ist Protestpartei. Dass die politische Mitte zurück ist, hängt an den traditionellen Parteien, die wieder über Inhalte kontrovers streiten.

Dann ist es nicht nur landespezifisch, wenn eine halbe Million ehemalige Nichtwähler ihr Kreuzchen bei der NRW-CDU gemacht haben?

KORTE Ja, das ist ein bundesweiter Trend. Man könnte sagen, das ist der Sog der Mitte, eine Renaissance traditioneller Parteien. Viele suchen bei diesen Parteien wieder Halt, weil sie in unsicheren Zeiten Sicherheit und Orientierung versprechen. Ein Pluspunkt sind dabei neue Beteiligungsformate wie etwa Mitgliederentscheide, aber auch Personen wie Angela Merkel als Orientierungs-Autoritäten.

Das Gespräch führte Stefan Vetter.

Das vollständige Interview lesen Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero .

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