Co-Pilot war seit Jahren psychisch krank

Düsseldorf/Paris · Den mutmaßlichen Todes-Piloten Andreas L. hielten Ärzte schon vor Jahren für Suizid-gefährdet. Angesichts der Vorerkrankungen fordern Politiker: Ärzte sollen Airlines vor Piloten warnen dürfen.

Der Co-Pilot der über Südfrankreich abgestürzten Germanwings-Maschine war schon vor Jahren einmal als Suizid-gefährdet eingestuft worden und in psychotherapeutischer Behandlung. Das teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gestern mit. Es habe auch bis zuletzt weitere Arztbesuche mit Krankschreibungen gegeben, allerdings "ohne dass Suizidalität oder Fremdaggressivität attestiert worden ist", erklärten die Ermittler. Der 27-Jährige aus Montabaur, der seit 2013 als Co-Pilot für Germanwings flog, steht im Verdacht, den Airbus mit 150 Menschen an Bord vor einer Woche mit Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben, während der Kapitän aus dem Cockpit ausgeschlossen blieb.

Bei dem 27-Jährigen daheim hatten Ermittler zerrissene Krankschreibungen gefunden, auch für den Tag des Unglücks. Nach offiziell noch unbestätigten Berichten litt er an Sehstörung, die seine weitere Flieger-Karriere in frage stellten. Die Düsseldorfer Sonderkommission "Alpen" mit 100 Ermittlern erhielt derweil gestern Zugriff auf Akten des Uniklinikums Düsseldorf , wo Andreas L. zuletzt in Behandlung war.

Angesichts der neuen Erkenntnisse über psychische und physische Erkrankungen des mutmaßlichen Todes-Piloten gewinnt die Debatte über die ärztliche Schweigepflicht an Fahrt. Der CDU-Verkehrsexperte Dirk Fischer forderte in der "Rheinischen Post" ihre Lockerung für sensible Berufe. Piloten-Ärzte müssten gegenüber Arbeitgebern und Luftfahrtbundesamt künftig davon entbunden sein. Der Präsident der Bundesärztekammer , Frank Ulrich Montgomery , warnte dagegen vor "vorschnellen politischen und rechtlichen Entscheidungen".

In den Bergen bei Seyne-les-Alpes ging gestern bei schwierigen Wetterbedingungen die Suche nach Opfern und dem Flugdatenschreiber weiter. Im westfälischen Haltern soll am Samstag mit einem Trauermarsch der Toten gedacht werden - unter ihnen 75 Deutsche, davon 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des örtlichen Gymnasiums. Einen staatlichen Trauerakt soll es am 17. April im Kölner Dom geben. > : Interview, Bericht und Meinung

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