Co-Pilot riss 149 Menschen offenbar bewusst mit in den Tod

Marseille/Köln · Der Stimmenrekorder enthüllt Unvorstellbares: Der Co-Pilot steuerte die Germanwings-Maschine offenbar mit Vorsatz in die Katastrophe. Sein Kollege war aus dem Cockpit ausgesperrt. Offen bleibt: Warum?

Der Co-Pilot der über Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine hat den Airbus mit 150 Menschen an Bord wohl mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht. "Es sieht so aus, als ob der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so zerstört hat", sagte Staatsanwalt Brice Robin gestern in Marseille . Der 27-jährige Andreas L. aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur sei zu dem Zeitpunkt allein im Cockpit gewesen. Warum der Mann die Maschine in die Katastrophe steuerte, ist unklar. Hinweise auf einen Terrorakt gibt es laut Bundesinnenministerium nicht. Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) nannte die Ereignisse eine Tragödie von schier unfassbarer Dimension.

Die Ermittler hatten seit Mittwoch die Aufnahmen eines geborgenen Stimmenrekorders ausgewertet. Schreie von Passagieren sind erst in den letzten Sekunden vor dem Aufprall zu hören. Der Pilot hatte nach den neuesten Erkenntnissen das Cockpit verlassen, um auf die Toilette zu gehen, und das Kommando seinem Kollegen übergeben. Als er zurück ans Steuer wollte, habe er die automatisch verriegelte Kabinentür nicht mehr öffnen können, schilderte der Staatsanwalt. Die plausibelste Deutung gehe dahin, dass der Co-Pilot vorsätzlich das Öffnen der Tür verhindert habe. Obwohl der Stimmenrekorder bis zuletzt schweres Atmen im Cockpit aufgezeichnet habe, der Mann also am Leben war, habe er auf Ansprache des Towers nicht reagiert. Ein Notruf sei nicht abgesetzt worden.

Ermittler durchsuchten auf Ersuchen der französischen Justiz Wohnungen des 27-Jährigen in Montabaur und Düsseldorf nach Hinweisen auf ein Motiv oder Anzeichen für eine psychische Erkrankung. Andreas L. war seit 2013 Co-Pilot bei Germanwings . Davor hatte er auch als Flugbegleiter für den Konzern gearbeitet. Die Luftaufsicht teilte mit, dass es bei den Sicherheitsüberprüfungen des Co-Piloten keine Auffälligkeiten gab. Zuletzt sei ihm Ende Januar bescheinigt worden, dass gegen ihn keine strafrechtlichen oder extremistischen Sachverhalte vorliegen.

Der Airbus mit Nummer 4U9525 war am Dienstag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf , als er über Südfrankreich Flughöhe verlor und am Bergmassiv Les Trois Evêchés zerschellte. Die Bergung der Opfer in dem unwegsamen Gelände kann nach Angaben der Staatsanwälte Wochen dauern. Der zweite Flugschreiber sei noch nicht gefunden. > Seiten A 2 und A 3: Bericht, : Meinung

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