Bundesärztekammer dringt auf mehr Geld für Honorare

Berlin. Der Streit über die ärztliche Honorar-Reform schlägt weiter hohe Wellen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, verlangte für die Vergütung gestern einen Nachschlag von bis zu 1,5 Milliarden Euro, der von den Versicherten finanziert werden müsste. Bei den gesetzlichen Krankenkassen stieß die Forderung auf Unverständnis und Empörung

Berlin. Der Streit über die ärztliche Honorar-Reform schlägt weiter hohe Wellen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, verlangte für die Vergütung gestern einen Nachschlag von bis zu 1,5 Milliarden Euro, der von den Versicherten finanziert werden müsste. Bei den gesetzlichen Krankenkassen stieß die Forderung auf Unverständnis und Empörung.Bis vor wenigen Monaten war die Ärztelobby noch guter Dinge. Knapp drei Milliarden Euro mehr Honorar hatten die Standesvertreter für ihre rund 140 000 niedergelassenen Mediziner ausgehandelt. Nach Darstellung von Hoppe ist davon aber kaum mehr etwas übrig geblieben. Von den zugesagten 2,7 Milliarden Euro mehr an Honoraren, die auf Berechnungen des Jahres 2007 basierten, seien im Folgejahr bereits 1,5 Milliarden Euro verbraucht worden, klagte der Ärzte-Chef. So stünden in diesem Jahr lediglich noch 1,23 Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Davon wiederum seien 800 Millionen in die neuen Länder gegangen, um das unterdurchschnittliche Salär der dort praktizierenden Ärzte aufzubessern. Von den restlichen 400 Millionen Euro müssten Rückstellungen gebildet werden, so dass gegenüber dem Jahr 2008 "sogar ein Minus heraus kommt". Ergo, brauche es "mindestens" ein bis 1,5 Milliarden Euro zusätzlich, argumentierte Hoppe. Bei den Krankenkassen kann man die Rechnung nicht nachvollziehen. Auch den Ärztevertretern sei bei den Verhandlungen klar gewesen, dass der Honorarzuwachs auf dem Jahr 2007 basiere. Nach Einschätzung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen haben es die Ärzte "selbst in der Hand, ihre Probleme bei der Honorarverteilung zu klären". Seit Jahresbeginn ist zwar insgesamt mehr Geld im Honorartopf. Zugleich traten aber auch neue Spielregeln in Kraft, wie das Geld durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) verteilt werden soll. Bislang erfolgte die Festlegung der ärztlichen Vergütung auf regionaler Ebene. Viele gut verdienende Versicherte bedeuteten daher auch mehr Geld. Mit der Reform wird das Honorar nun gleichmäßiger über ganz Deutschland ausgeschüttet. Zudem wurde das bisherige Punktsystem, bei dem ein Arzt erst später genau wusste, wie viel er für eine erbrachte Leistung bekommt, abgeschafft und durch konkrete Euro-Beträge ersetzt. Dies birgt allerdings größere Unwägbarkeiten im Hinblick auf das insgesamt zur Verfügung stehende Honorar, weshalb die von Hoppe erwähnten Rückstellungen zu bilden sind. Gut möglich, dass manche KV deshalb zunächst auch Geld "bunkert", um die Auswirkungen des neuen Systems abzuwarten. Unter dem Strich kommen jedenfalls viele Mediziner in den reicheren Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen schlechter weg als nach den alten Modalitäten. Derweil profitieren insbesondere ostdeutsche Ärzte von der Reform - so wie es gewünscht war.In den neuen Ländern sind daher auch bislang keine Fälle bekannt geworden, bei denen Ärzte ihre Patienten nur noch gegen Vorkasse behandeln. Dagegen registrierte allein die Techniker Krankenkasse (TK) für Baden-Württemberg 115 solcher Vorkommnisse. Derzeit laufen dort gegen vier Ärzte Verfahren auf Entzug der kassenärztlichen Zulassung. Außerdem hat die TK drei Disziplinarverfahren eingeleitet. "Betroffene sollten sich bei der Kasse über den Arzt beschweren."Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, zum Thema Ärzte fordern Vorkasse von Patienten

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort