Bolsonaro und Trump Der künftige Präsident Brasiliens kopiert sein Idol

Rio · Er wolle Brasiliens Glaubwürdigkeit wiederherstellen, sagte Eduardo Bolsonaro am Wochenanfang nach seinem Besuch im Weißen Haus. Im Auftrag des künftigen Präsidenten, seines Vaters Jair Bolsonaro, hatte er mit Beratern von US-Präsident Donald Trump über Kuba und Venezuela gesprochen.

 Jair Bolsonaro wird am 1. Januar Staatschef in Brasilien. 

Jair Bolsonaro wird am 1. Januar Staatschef in Brasilien. 

Foto: AP/Bruna Prado

Beide Politiker verbindet die tiefe Abneigung gegen alles, was nach Kommunismus riecht.

Eduardo, daheim Kongressabgeordneter, hatte im Frühjahr den Kontakt zu Steve Bannon hergestellt, Trumps ehemaligem Berater und Vordenker einer neuen, global handelnden Ultrarechten. Bannon ist Medienberichten zufole für das ausgeklügelte System von Whatsapp-Gruppen verantwortlich, über die Bolsonaro-Anhänger Tausende „Fake News“ gegen die politischen Gegner verbreitete.

Wie bei Trump hat der hemmungslose Einsatz von „Fake News“ Bolsonaros Verhältnis zur traditionellen Presse zerrüttet. Er kommuniziert lieber via Twitter und Facebook. Wo Trump in Fox News seinen treuen TV-Sender hat, hat Bolsonaro TV Record, den Haussender des evangelikalen Pastors Edir Macedo. Der Gründer der „Universalkirche vom Reich Gottes“ hat Bolsonaro im Wahlkampf unterstützt. Dafür bekam er Exklusivinterviews aus dem Krankenhaus, in dem sich Bolsonaro nach einer Messerattacke im September erholte. Rund zwei Drittel aller Evangelikalen stimmten im Oktober für Bolsonaro. Ähnlich wie bei Trump, der Ende 2016 sogar mehr als 80 Prozent der evangelikalen Stimmen bekam, verdankt Bolsonaro seinen Sieg den Pfingstkirchen. Brasilien hat rund 45 Millionen Evangelikale, nur in den USA leben mit über 50 Millionen mehr.

Ihre konservativen Ansichten haben in beiden Ländern zu einer Art Kulturkampf gegen das progressive und wertneutrale linke Lager geführt. Die religiös unterfütterte Politik mündet in einer vom Glauben bestimmten Diplomatie. So will Bolsonaro als eine seiner ersten Amtshandlungen im Januar die brasilianische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen – wie Trump im Mai.

Genau wie der US-Präsident, der der Presbyterian Church angehört, ist auch Bolsonaro kein „echter“ Evangelikaler. Der Katholik ließ sich jedoch 2016 im Jordan von einem evangelikalen Pastor taufen. Sein Verhältnis zur katholischen Kirche ist indes abgekühlt. Zwar hatte die sich im Wahlkampf für neutral erklärt. Doch unter der Hand kritisieren Bischöfe Bolsonaros radikale Ansichten. Dazu gehört die Ablehnung multilateraler Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN), die laut Bolsonaro marxistisch unterwandert sind. Die UN planten, mit Hilfe des Pariser Klimaabkommens Brasilien die Hoheit über das Amazonasgebiet wegzunehmen. Er erwägt deshalb, aus dem Klimavertrag von 2015 auszusteigen. Trump hat diesen Schritt bereits vollzogen.

Brasilien hat aber weder das politische noch das wirtschaftliche Gewicht der USA. Während sich Trump mit China anlegen kann, ist Brasiliens Exportwirtschaft abhängig von Peking. Schon ein Wirtschaftsboykott arabischer Länder als Reaktion auf die Botschaftsverlegung wäre gefährlich. Was Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro konkret mit Washington vereinbart hat, ist bisher nicht bekannt. Man habe jedoch Bolsonaros harten Kurs gegenüber Kuba gelobt, hieß es. Der hatte die langjährige Kooperation im brasilianischen Gesundheitssystem infrage gestellt, weshalb Havanna seine 8500 in Brasilien tätigen Ärzte abzog.

Morgen besucht Trumps Sicherheitsberater John Bolton Bolsonaro. Ob der US-Präsident aber am 1. Januar Bolsonaros Amtseinführung beiwohnen wird, bleibt offen. Dafür müsste Trump Silvester im Flieger nach Brasilien verbringen. So weit geht die Liebe dann doch wohl nicht.

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