Bouillon will Fertigkeiten von Flüchtlingen testen

Saarbrücken · Ein Projekt von Innenminister Bouillon (CDU) sorgt für Irritation in der Saar-Koalition. Er will Kompetenzen von Flüchtlingen ermitteln. SPD-Generalsekretärin Berg will keine ,,Selektion“ durch Intelligenztests.

Das Saarland soll genauere Erkenntnisse über die beruflichen Fähigkeiten von Flüchtlingen erhalten. Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) erläuterte gestern gegenüber der SZ seine Pläne eines Kompetenztests für zunächst bis zu 700 Neuankömmlinge in Lebach. Das Pilotprojekt, an dem nach Bouillons Worten die Bundesagentur für Arbeit (BA), Ex-VW-Personalvorstand und Arbeitsmarktreformer Peter Hartz sowie die Uni Hannover beteiligt sind, könnte im Juni starten. Voraussichtlich morgen will er die Pläne im Kabinett vorstellen, die mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) abgesprochen seien.

Der Vorstoß sorgte am Wochenende allerdings für scharfe Töne aus der saarländischen SPD . Generalsekretärin Petra Berg warf dem Minister, der das Projekt in der "Rheinischen Post" als ,,Intelligenz-Test" angekündigt hatte, in einer Erklärung ein ,,menschenverachtendes und diskriminierendes Menschenbild" vor. Gestern bekräftigte sie - auch noch nach einem Gespräch mit Bouillon - gegenüber der SZ, der Vorstoß spalte die Gesellschaft, schüre Ressentiments und verunsichere Flüchtlinge und Einheimische. Menschen würden in "nicht akzeptabler Weise selektiert", so Berg.

Bouillon wollte gestern nicht mehr von "Intelligenztest" sprechen. Geplant sei, "einfach zu testen, wofür die Menschen geeignet sind", um sie auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Es würden auch "kognitive Eigenschaften" abgefragt, im Vordergrund stehe aber die "praktische Intelligenz". Die meisten Frauen kämen ohne Schulabschluss, viele seien Analphabeten. Daher würden in den zweieinhalbstündigen, freiwilligen Tests unter Anleitung von Arbeitsmarktexperten auch Bilder eingesetzt. "Wir müssen wissen, was die Leute können." Bouillon hofft, dass die BA die Hälfte der Projekt-Kosten trägt. CDU-Generalsekretär Roland Theis unterstützte die Pläne als "pragmatisch". Bergs Kritik beruhe auf ,,völliger Unkenntnis der Sache", sagte er.

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