Berlin will Alkoholsucht von Senioren bekämpfen

Berlin. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, will stärker gegen eine wachsende Abhängigkeit älterer Menschen von Alkohol und Medikamenten vorgehen. Diese Problematik werde bislang zu wenig beachtet, sagte die FDP-Politikerin der "Frankfurter Rundschau". Dabei hätten schätzungsweise 400 000 über 60-Jährige ein Alkoholproblem

Berlin. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, will stärker gegen eine wachsende Abhängigkeit älterer Menschen von Alkohol und Medikamenten vorgehen. Diese Problematik werde bislang zu wenig beachtet, sagte die FDP-Politikerin der "Frankfurter Rundschau". Dabei hätten schätzungsweise 400 000 über 60-Jährige ein Alkoholproblem. Zudem zeigten Studien, dass jeder siebte Pflegebedürftige, der zu Hause oder in einem Heim betreut wird, ein Alkohol- oder Medikamentenproblem habe. Dyckmans nannte diese Zahlen "alarmierend".Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft werde die Zahl der Betroffenen weiter zunehmen, erklärte die Drogenbeauftragte. Sie kündigte an, Sucht im Alter zu einem Schwerpunkt der neuen nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung zu machen. Das Thema solle stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und der Fachleute im Gesundheitswesen rücken.

Besonders gefährlich bei älteren Menschen sind nach Ansicht von Dyckmans Schlaf- und Beruhigungsmittel. Durch sie steige die Gefahr von schweren Stürzen und anderen Verletzungen. "Durch die Kombination von Alkohol und Medikamenten kommt es zu einer Potenzierung der Wirkung und zu einer hohen Suchtgefahr", warnte Dyckmans. Sie regte unter anderem eine engere Zusammenarbeit von Apothekern und Ärzten sowie eine bessere Schulung von Pflegepersonal an.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung appellierte gestern an die Erwachsenen, sich ihrer Vorbildrolle bewusst zu werden. Exzessiver Alkoholkonsum sei kein Jugendphänomen, hieß es. Das Problem ziehe sich durch alle Altersklassen. Jeder sollte sich daher kritisch mit seinem Alkoholkonsum auseinandersetzen. In Deutschland sterben jedes Jahr rund 74 000 Menschen an den Folgen übermäßigen Trinkens. Allein 2010 mussten rund 12 350 über 60-Jährige wegen einer akuten Alkoholvergiftung in einer Klinik behandelt werden.

Kritik äußerte Dyckmans gestern zudem am Nichtraucherschutz in Gaststätten. In vielen Bundesländern würden die geltenden Regelungen kaum oder gar nicht kontrolliert und Verstöße nicht sanktioniert. Das müsse sich ändern, forderte sie. dapd/afp

Foto: dapd

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