Berlin lässt Athen mit Milliarden-Forderung abblitzen

Athen/Berlin · Griechenland sucht verzweifelt nach Wegen aus der Schuldenfalle. Weil die erhoffte Hilfe der Euro-Partner auf sich warten lässt, erneuert Athen seine Milliardenforderung an Deutschland – und reicht eine exakte Summe nach: 278 Milliarden Euro soll Berlin als Reparation für NS-Verbrechen zahlen.

Deutschland hat neue Forderungen Griechenlands nach 278,7 Milliarden Euro als Wiedergutmachung für NS-Verbrechen abgelehnt. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD ) sagte, die Reparationsfrage sei juristisch erledigt. Er nannte es "dumm", dies mit den Verhandlungen über Finanzhilfen zu vermischen. Beide Dinge hätten nichts miteinander zu tun, seien aber sehr aufgeladen. Der SPD-Chef räumte zugleich ein, dass Deutschland weiter moralische Verantwortung trage. Es dürfe keinen "Schlussstrich" geben, sagte er.

Die Summe von rund 280 Milliarden Euro rechneten Experten des griechischen Finanzministeriums und der Zentralbank über zwei Jahre aus. Sie entspricht knapp den Ausgaben im aktuellen Bundeshaushalt. Athen verlangt Entschädigungen für Kriegsverbrechen und -schäden sowie Ansprüche aus einer Zwangsanleihe, die 1942 die Bank von Griechenland der Deutschen Reichsbank geben musste. Das Bundesfinanzministerium bekräftigte seine Position, rechtlich seien die Ansprüche bereits abschließend abgegolten.

Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos erklärte, Deutschland gehe es darum, sein Land zu "unterwerfen". Er betonte weiter, Athen wolle keinen Austritt aus dem Euro . Sollte es aber zum Bruch kommen, werde die Regierung "Abkommen schließen, mit wem sie auch kann" - etwa den USA, Russland und China.

Die Euro-Partner warnten den griechischen Premier Alexis Tsipras vor seinem heutigen Besuch in Moskau, Extra-Abmachungen mit dem Kreml zu treffen. Brüssel erwarte, dass "alle Mitgliedstaaten mit einer Stimme zu unseren Handelspartnern sprechen, inklusive Russland", sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Nach Berichten griechischer Medien steht der Antrittsbesuch bei Russlands Präsident Wladimir Putin auch in Zusammenhang mit der verzweifelten Finanzlage der Griechen. > e, Meinung

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