Historisches Treffen Beim Korea-Gipfel haben selbst die Speisen Symbolkraft

Seoul · Mit Kim Jong Un betritt heute erstmals ein Machthaber aus dem Norden südkoreanischen Boden. Das Treffen weckt Hoffnungen, hat aber auch Tücken.

Es steht viel auf dem Spiel, wenn sich Südkoreas Präsident Moon Jae In am Freitag zum ersten Mal mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un trifft. Es ist das dritte gesamtkoreanische Gipfeltreffen seit der Teilung der ostasiatischen Halbinsel 1945 und das erste seit mehr als zehn Jahren. Erstmals betritt ein nordkoreanischer Staatschef südkoreanischen Boden. Die Gespräche finden im Grenzort Panmunjom statt. Vom Erfolg oder Misserfolg ihres historischen Treffens wird zum großen Teil auch der Ausgang der geplanten Begegnung Kims mit US-Präsident Donald Trump in wenigen Wochen abhängen.

Wie läuft das Treffen ab?

Der protokollarische Ablauf des Gipfels ist präzise geplant und gründlich durchgeprobt worden, nichts wird dem Zufall überlassen.

Nach dem Übertreten der militärischen Trennlinie in Panmunjom wird Kim nach Angaben von ­Moons Stabschefs per Handschlag um 9.30 Uhr (2.30 Uhr MESZ) vom südkoreanischen Präsidenten in Empfang genommen und anschließend auch von einer Ehrengarde begrüßt werden. Bei den offiziellen Gesprächen im eilig renovierten Friedenshaus in Panmunjom werden Moon und Kim 2018 Millimeter – der Jahreszahl entsprechend – voneinander entfernt sitzen. Die Form soll auch symbolisch die Aufhebung der Trennung beider Seiten demonstrieren.

Die Speisefolge am Abend umfasst kalte Nudeln von einem Restaurant in Pjöngjang sowie Reis und Meeresfrüchte aus den Heimatorten Moon Jae Ins sowie der früheren liberalen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und Roh Moo Hyun, die zu den ersten beiden Korea-Gipfeln 2000 beziehungsweise 2007 den Norden besucht hatten. Gebackener Petersfisch soll Moon an seine Heimatstadt Busan, Rösti den Gast aus Nordkorea an dessen Zeit an einer internationalen Schule in der Schweiz erinnern.

Um was geht es bei dem Treffen?

Die Denuklearisierung, die Schaffung eines dauerhaften Friedens und Fortschritte in den bilateralen Beziehungen: Das sind die Themen, die Südkoreas Regierung bei dem eintägigen Gipfel vorbringen will. Von Kim heißt es, dass er offene Gespräche bevorzuge. Südkorea verlangt wie der Verbündete USA prinzipiell von Nordkoreas Führung, ihr Programm für Kernwaffen und Raketen mit Atomsprengköpfen „vollständig, überprüfbar und unumkehrbar“ aufzugeben.

Warum findet das Treffen jetzt statt?

Bis 2007 war Nordkorea zumindest auf dem Papier bereit, auf Atomwaffen zu verzichten. Doch in den Jahren darauf verschärfte sich der Konflikt wieder. Unter Kim Jong Un, der seit Ende 2011 der starke Mann in Pjöngjang ist, unternahm Nordkorea vier von bisher sechs Atomversuchen und etliche Raketentests. Kim will, dass sein Land als Atommacht anerkannt wird. Anfang dieses Jahres überraschte Kim mit einer Charme-Offensive in Richtung Südkorea. Beide Seiten einigten sich auf den Gipfel. Zudem zeigte sich Kim zu einem Treffen mit dem US-Präsidenten bereit. Der Korea-Gipfel gilt somit auch als eine Art Vorlauf für die Begegnung Kims mit Trump.

Wo liegen die Tücken?

Jahrelang hat Nordkorea seine Ressourcen vor allem auf das Atomprogramm verwendet. Kims Charme-Offensive rief daher viel Skepsis hervor. In der vergangenen Woche beschloss Nordkorea einen Teststopp für Atomwaffen und Langstreckenraketen. Doch ließ die Führung offen, ob sie zur kompletten Denuklearisierung bereit sei. Kim dürfte nach Ansicht von Experten bestrebt sein, sein Land aus den Fesseln internationaler Sanktionen zu befreien. Nur muss die Annäherung eben so erfolgen, dass der Machthaber nicht sein Gesicht verliert. Pjöngjang deutete an, dass die Denuklearisierung „synchrone“ Maßnahmen, sprich Sicherheitsgarantien, eine Aufhebung der Sanktionen und einen Friedensvertrag, erfordern werde. Die USA wollen vor allem zuerst konkrete Abrüstungsschritte sehen.

Was macht Trump?

Er ist eifrig bemüht, seinem Gipfel mit Kim von vornherein eine historische Dimension beizumessen. Immer wieder betont er, dass keiner seiner Vorgänger so weit gekommen sei. Entschieden verwahrte Trump sich gegen die Idee, er habe Kim zu viele Zugeständnisse gemacht. Auf Twitter erklärte er, Nordkorea habe sich zur Denuklearisierung bereit erklärt.

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