Bandenkrieg unter Rockern an der Saar

Saarbrücken · Zwei rivalisierende Rocker-Banden von gewaltbereiten Türken und Kurden beschäftigen die Saar-Polizei. Vor einer Shisha-Bar, die wenige Stunden zuvor von Fahndern durchsucht wurde, explodierte eine Handgranate.

 Spurensuche im Scherbenhaufen: Mit einer Handgranate wurde der Eingang der Saarbrücker Shisha-Bar „Relax“ zerstört. Foto: Dietze/dpa

Spurensuche im Scherbenhaufen: Mit einer Handgranate wurde der Eingang der Saarbrücker Shisha-Bar „Relax“ zerstört. Foto: Dietze/dpa

Foto: Dietze/dpa

Die "Bahoz" aus Mannheim, nach Einschätzung der Polizei eine von Kurden geprägte "rockerähnliche Gruppierung", kennen sich in Saarbrücken aus. Über 50 Mitglieder der Bande posieren auf der Facebook-Seite ihrer Gruppe auf einem Foto, das nach Einbruch der Dunkelheit auf der Freitreppe am Saarbrücker Saarufer entstanden ist. Am Montag dieser Woche wurde das Bild ins Netz gestellt. Am gleichen Abend fielen nur wenige Kilometer entfernt an der Dudo-Galerie im Stadtteil Dudweiler Schüsse. Eine am Tatort gefundene Patronenhülse (Kaliber neun Millimeter) stammt aus einer scharfen Waffe. Die Angreifer in Dudweiler kamen mit großer Wahrscheinlichkeit aus den Reihen der "Bahoz". Sie traten in der Dudweiler Ortsmitte nach Augenzeugenberichten mit Baseballschlägern und Teleskop-Schlagstöcken auf, verletzten einen 26-jährigen Deutschen, der zu den verfeindeten "Osmanen Germania" gezählt wird, am Kopf. Die Schläger verschwanden nach wenigen Minuten wieder von der Bildfläche. Die Polizei war zwar binnen kurzer Zeit mit starkem Aufgebot am Ort des Geschehens, konnte aber im Rahmen einer Fahndung nur die Personalien von drei Insassen eines Pkw notieren. Woher das Trio kam, teilten die Ermittler nicht mit.

Die Fahnder sind in höchster Alarmbereitschaft. Gestern wurde eine Sonderermittlungsgruppe "Dudo" unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Helmut Walter installiert. 15 Beamte aus den Dezernaten Organisierte Kriminalität, Drogen und Staatsschutz kümmern sich ausschließlich um die von Beobachtern als "Bandenkrieg unter Rockern" beschriebene Lage. Bisheriger Höhepunkt: Gegen 3.45 Uhr in der Nacht zum Mittwoch explodierte im Eingangsbereich der Shisha Bar "Relax" in der Saarbrücker Stengelstraße - unweit von Staatskanzlei und Ludwigsplatz - eine jugoslawische Handgranate. Verletzt wurde niemand. Es blieb bei Sachschaden. Nach ersten Hinweisen flohen die Täter in einem silbergrauen Mercedes.

Handelte es sich hier um einen Racheakt der "Osmanen Germania"? Es spricht einiges dafür. Dieser Shisha Club galt nach Polizeiangaben als Treffpunkt der "Bahoz"-Szene. Genau in diesem Lokal war am Vorabend gegen 20 Uhr noch eine Spezialeinsatzkommando (SEK) zur Razzia aufgetaucht. Die Personalien von acht Gästen, jungen Männern, die der Szene zugerechnet werden, wurden festgestellt. Noch während der Durchsuchung griffen SEK-Beamte nur einige Hundert Meter entfernt in der Dudweiler Straße zu. In einem Shisha-Café dort schlugen offenbar "Bahoz"-Anhänger auf einen dunkelhäutigen Saarbrücker ein, raubten sein Handy. Das Opfer kommt aus dem Rockermilieu, zählt, so die Polizei , zu den "Osmanen Germania", die in Saarbrücken etwa 30 Anhänger haben. Fahnder , die nach SZ-Informationen das Lokal und weitere Adressen observierten, alarmierten die Spezialeinheit, die schnell Herr der Lage war. Elf Männer im Alter von 19 bis 28 Jahren wurden überwältigt. Sie haben Adressen in Baden-Württemberg, Hessen und im Saarland. Nach ihrer erkennungsdienstlichen Behandlung, (Fotos und Fingerabdrücke) kamen sie auf freien Fuß.

Dass am Dienstag nicht noch mehr Mitglieder der rivalisierenden Banden aus Nachbarländern im Saarland auftauchten, haben die Ermittler wohl verhindert. Etwa 130 Beamte waren im Einsatz, kontrollierten und durchsuchten an der Grenze zu Rheinland-Pfalz nach einem bestimmten Raster Personen und Autos. Polizeisprecher Georg Himbert berichtete von mehreren Platzverweisen, die für die Bereiche Homburg und Saarbrücken ausgesprochen wurden. In einigen Fällen wurden Rocker nach einer "ernsthaften Ansprache" zurück an die Landesgrenze eskortiert. Dies galt wohl auch für die "Osmanen "-Anhänger, die an der Homburger Uniklinik aufgetaucht sein sollen, um ihren in Dudweiler verletzten Anhänger zu beschützen.

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