Bahn-Chef gibt auf, Politik ist erleichtert

Berlin. Nach fast zehn Jahren an der Spitze des bundeseigenen Bahn-Konzerns ist Vorstandschef Hartmut Mehdorn (Foto: dpa) über die Daten-Affäre gestürzt. Angesichts massiven politischen Drucks bot der 66-Jährige dem Chef des Aufsichtsrats, Werner Müller, seinen Rücktritt an. Über einen Nachfolger will die Bundesregierung schon heute Abend beraten

Berlin. Nach fast zehn Jahren an der Spitze des bundeseigenen Bahn-Konzerns ist Vorstandschef Hartmut Mehdorn (Foto: dpa) über die Daten-Affäre gestürzt. Angesichts massiven politischen Drucks bot der 66-Jährige dem Chef des Aufsichtsrats, Werner Müller, seinen Rücktritt an. Über einen Nachfolger will die Bundesregierung schon heute Abend beraten. Derzeit wird nach Medienberichten über eine künftige Doppelspitze diskutiert.

Mehdorn betonte, er habe sich "persönlich nichts Unrechtes vorzuwerfen" und sei mit sich "vollständig im Reinen". Mit dem Rücktrittsangebot wolle er jedoch "Schlimmeres, ja Zerstörerisches für die Bahn" abwenden. Als Vorstandschef trage er Verantwortung für die Vorgänge bei der Bahn, sagte Mehdorn. Die Debatte um das Abgleichen von Mitarbeiterdaten und Mail-Kontrollen habe sich allerdings "von den Fakten längst abgekoppelt". Dies sei kein Daten-Skandal, sondern eine "Kampagne" gegen die Bahn-Spitze und ihre Unternehmenspolitik. Einen Führungswechsel in der Krise bezeichnete Mehdorn als zusätzliches Risiko für den Konzern.

In der Politik stieß der Schritt des 66-Jährigen parteiübergreifend auf ein positives Echo. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte Mehdorn "sehr herzlich" für seine Arbeit. Er habe die Bahn saniert und zu einem Logistik-Unternehmen gemacht, das weltweit große Anerkennung genieße. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem "Rücktritt zum richtigen Zeitpunkt". FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, zu Mehdorns Verdiensten zähle nun auch, dass er einem Neuanfang bei der Bahn nicht länger im Wege stehe. Auch die Bahn-Gewerkschaften GDBA und Transnet begrüßten den Rückzug. Dies sei die "logische Konsequenz aus der Schnüffel-Affäre".

Angesichts des Führungswechsels geraten Mehdorns Pläne für einen Börsengang der Bahn erneut in die Kritik. Die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast, forderte einen Stopp der geplanten Teilprivatisierung. Die Bahn solle sich "auf das Kerngeschäft konzentrieren und einen attraktiven Bahnverkehr anbieten", sagte Künast. Auch Steinmeier betonte, das Thema Börsengang habe "an Bedeutung verloren". und Meinung dpa/afp/ddp

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