Test mit Stickoxiden Autoindustrie schockiert mit Menschenversuchen

Berlin/Aachen · Auto-Hersteller ließen die Wirkung von Schadstoffen an Menschen testen. Die Politik ist empört.

Von der Automobilbranche finanzierte Abgas-Tests an Affen und Menschen haben Empörung in der Bundesregierung und bei Umweltverbänden ausgelöst. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte gestern in Berlin, ein solches Vorgehen sei ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte: „Wer solche Tests in Auftrag gibt, scheint jeglichen Maßstab verloren zu haben.“ Dagegen verteidigte die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, an der die Studie zur Stickstoffdioxiden  bei Menschen stattfand, die Tests. Sie stünden nich in Zusammenhang zur Diesel-Affäre, kein Mensch sei zu Schaden gekommen.

Bei der Studie, die in den Jahren 2013 und 2014 stattfand, wurden  25 Teilnehmer drei Stunden lang „unter strengstens medizinisch und technisch kontrollierten Bedingungen“ NO2 ausgesetzt. Gefördert wurde sie nach Angaben der Hochschule von der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT), einem Lobby-Verein mehrerer Autokonzerne. Die EUGT beauftragte Medienberichten zufolge auch Abgasstudien an Affen, die 2014 in den USA stattfanden. Diese Tests sollen Teil einer Studie gewesen sein, die die Wirksamkeit von Abgasreinigung bei Diesel-Autos beweisen sollte.

Die Tests müssten sofort ein Ende haben, erklärte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU). Man habe „keinerlei Verständnis“ für Tests, „die nicht der Wissenschaft dienen, sondern ausschließlich PR-Zwecken“, sagte er.  Regierungssprecher Seibert erklärte, die Automobilbauer sollten Schadstoffe begrenzen und Grenz­werte einhalten, nicht die vermeintliche Nichtschädlichkeit beweisen.

Die Deutsche Umwelthilfe beklagte, noch schlimmer als die Tests sei, dass Hunderttausende Menschen in deutschen Städten seit langem „weitgehend ungefiltertem Dieselabgasgift“ ausgesetzt seien.

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