Auftakt der „Zuhör-Tour“ Auf Achterbahnfahrt mit der Basis

Konstanz · Für die Arbeit am Grundsatzprogramm tourt CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer durch die Republik und hört den Mitgliedern zu.

 CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ist zurzeit auf „Zuhör-Tour“ fürs neue Parteiprogramm. Die Basis hat einiges beizutragen, wie an der Wand hinter der ehemaligen Saar-Ministerpräsidentin zu sehen ist.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ist zurzeit auf „Zuhör-Tour“ fürs neue Parteiprogramm. Die Basis hat einiges beizutragen, wie an der Wand hinter der ehemaligen Saar-Ministerpräsidentin zu sehen ist.

Foto: dpa/Patrick Seeger

„Wir wollen den Prozess anders angehen als beim letzten Mal“, sagt die Saarländerin, die von Angela Merkel vor wenigen Wochen den großen Auftrag bekommen hat, der alten Volkspartei CDU zu neuer Stärke zu verhelfen. Dafür fährt die frischgebackene Generalsekretärin nun durch ganz Deutschland und hört zu – Kreisvorsitzenden, Gemeinderäten, Jungpolitikern und allen, die sich der Partei zugehörig fühlen. Ihre Tour hat mehr als 40 Stopps. Danach will Kramp-Karrenbauer bis 2021 ein Grundsatzprogramm beschließen. Ihr ambitioniertes Ziel: die Interessen aller Flügel darin zu vereinen, des konservativen, des christlich-sozialen und des liberalen. Ein Anliegen, das auch dem langjährigen Mitglied Klaus Hellener am Herzen liegt: „Wenn wir als Partei nicht mit einer Stimme sprechen, haben wir keine Chance gegen die SPD.“

Dass der Auftakt der Reise in Konstanz stattfindet, findet Wolfgang Müller-Fehrenbach aus dem Kreisvorsitz „fast logisch“. Schließlich sei es sein Kreisverband gewesen, der mit seinem Antrag das Selbstfindungsprogramm ins Rollen brachte. „Das darf nicht nur ein Prozess sein, um die Mitglieder zu bespaßen. Wir müssen uns wirklich neu finden“, fordert Levin Eisenmann von der Jungen Union.

Warum haben wir kein Einwanderungsgesetz? Wieso bleibt am Ende des Monats kein Geld übrig, obwohl ich als Akademikerin mit vier Kindern eigentlich ganz gut verdiene? Bleibt die CDU bei der schwarzen Null? Wie auf einer rasanten Achterbahnfahrt arbeitet sich Kramp-Karrenbauer durch die Bandbreite von Fragen, die die Menschen aus Konstanz bewegt. Immer wieder wendet sie sich mit Rückfragen an die Fragensteller: „Würden Sie das unterstützen? Wie empfinden Sie das?“ Eine junge Frau zögert. „Ja, ich meine Sie direkt“, sagt die Politikerin.

Wieder ist es der eine, ungeliebte Satz, an dem sich zeigt, wie gespalten die Christdemokraten 2018 sind. „Dass der Islam zu Deutschland gehören soll, geht uns wohl allen gegen den Strich“, ist ein CDU-Mitglied überzeugt. Er erntet viel Kopfschütteln und Grummeln in den Reihen der Anwesenden. Kramp-Karrenbauer versucht zu beschwichtigen. Der Applaus gehört ihr.

Baden-Württemberg ist kein einfaches Land für die CDU, wenn es darum geht, die auseinander driftenden Flügel zu vereinen. Erst im März beschloss die sogenannte Werte-Union ein konservatives Manifest. Doch Gegenwind schlägt der als eher liberal geltenden Politikerin in Konstanz nicht entgegen, schon bei der Begrüßung feiert man sie als „Sprintkönigin des Anpackens“. Trägt eine so begeisterte Basis diese Frau eines Tages ins Kanzleramt? „Zutrauen würde ich es ihr auf jeden Fall“, sagt Müller-Fehrenbach – und ist damit nicht der Einzige.

Zwei Stunden lang wollte Kramp-Karrenbauer in Konstanz zuhören. „Es ist aber so spannend“, sagt sie entschuldigend und macht noch eine halbe Stunde länger.

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